Rockfestival in Viersen „Süchteln brennt“ lockte Fans aller Altersklassen

Viersen-Süchteln · Im 27. Jahr von „Süchteln brennt“ rockten vier Bands das ausverkaufte Josefshaus. Das Rockfestival ist Szenetreff quer durch die Generationen.

Die Band Egoecho aus Grefrath spielt auf der Bühne von „Süchteln brennt“ im Weberhaus.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Den weitesten Weg zum Rockfestival im ausverkauften Josefshaus legte die Band mit dem sonnigen Namen Tequila & The Sunrise Gang zurück. Nach einer Anfahrt von 516 Kilometern servierten die Musiker mit Reggae-Einschüssen, Rock und Soul das schweißtreibende Finale einer langen Nacht. Trotz der fortgeschrittenen Stunde ließen die Fans die Gäste aus Kiel erst nach der zweiten Zugabe ziehen. Zuvor hatten die Bands Explisz aus Viersen, Egoecho aus dem nahen Grefrath und The Tips aus Düsseldorf den Saal gerockt.

Für das Komplettprogramm brauchte es also Stehvermögen. Angesichts der Besucherdichte im Saal wäre ein Umfallen durch Erschöpfung auch kaum möglich gewesen. Das Spektrum der Anwesenden war an diesem Abend erstaunlich breit aufgestellt vom Jugend- bis zum fortgeschrittenen Seniorenalter. Offenbar ist das Rockfestival zugleich Szenetreff mit der Option, Bekannte und Freunde wiederzusehen.

Eine Stunde vor Konzertbeginn war das mit züngelnden Flammenmotiven dekorierte Josefshaus bereits gut gefüllt. Vor Beginn nutzten etliche Fans die Zeit für einen nostalgischen Rückblick bei der Durchsicht der an Schnüren gehefteten Fotos aus früheren Jahren. Zu ihnen zählte Linda mit prachtvollen Rastalocken. „Wir finden super, dass in Süchteln so etwas stattfindet, wo es hier doch weder eine Disko noch weitere ähnliche Veranstaltungen gibt. Das Rockfestival ist eines meiner jährlichen Highlights“, so die 39-Jährige. „Wiederholungstäter“ Hans-Peter gefielen „die ganze Stimmung“ wie auch die Aussicht auf einen Abend mit Bands sehr unterschiedlicher Richtungen. 2015 habe er das Süchtelner Rockfestival erstmals mit seiner Familie besucht, damals noch ohne den jüngsten Sohn, sagte der 59-Jährige. Der Sohn erlebte mit inzwischen 19 Jahren die persönliche Premiere von „Süchteln brennt“.

Von Süchteln in
die „Weltkarriere“

Kurz vor 20 Uhr begrüßte Hauptorganisator Markus Heines die inzwischen dicht zusammengerückte Menschenmenge im Saal mit dem Versprechen auf eine „schöne Sause“ und der Bitte, aufeinander zu achten. Den Auftakt übernahmen die Viersener von Explisz, seit 30 Jahren in der Originalbesetzung. Nach mehrjähriger Pause, bedingt durch Familiengründungen und berufliche Veränderungen, wollen sie laut Heines´ Anmerkung, von Süchteln aus ihre „Weltkarriere“ starten. Die Musiker servierten alternativen Rock im Crossover zum Metalcore – laut, rau, hart und herzlich in der Zuwendung. Von Aufregung nach der Bühnenpause keine Spur. Nach 45-minütigem Auftritt hieß es für die erste Band Abschied nehmen zum überaus herzlichen Beifall - zunächst für jeden der einzeln genannten Musiker und schließlich für das komplette Ensemble.

Immer wieder 15 Minuten blieben zwischen den wechselnden Auftritten für Abbau und Aufbau des jeweils benötigten Equipments. Die Soundprobe der Band Egoecho ließ bereits den prallen Kontrast zu den Vorgängern erahnen. Die Band tritt mit deutschen Texten auf – gesungen und halb gesprochen. Bei ihnen hat auch der Synthesizer seinen Platz. Den am Abend in einem Song auftauchenden Bandnamen übersetzen die Musiker mit Ego für einzigartig und Echo für die Musik. Rock und Pop  bezeichnen sie als Traumpaar.  Heines hatte das Zuhause der Gäste aus der Nachbarschaft Grefrath poetisch angehaucht als „Perle am Niederrhein“ gepriesen. Etwas länger war die Anreise der Düsseldorfer The Tipps, die mit Reggae-Grooves, Rock und Soul für gute Stimmung sorgten.

Das Rockfestival sei so verlaufen, wie man es sich nur wünschen könne, kommentierte Heines in Nachhinein hoch zufrieden Ablauf und Resonanz von „Süchteln brennt“. Er bezeichnet das stets ausverkaufte Festival wegen anhaltender Beliebtheit als „Dinosaurier“. Viele der Helferinnen und Helfer im Vorbereitungsteam seien seit den Anfängen der Reihe dabei, teilweise auch deren in der Zwischenzeit geborenen Kinder. Der Organisator betonte seine Freude, über den Glücksfall Josefshaus als Entstehungsort und Heimat von „Süchteln brennt“.