Wesel: Politikerin wider Willen
Dolly Buster tritt in Wesel für eine unabhängige Wählergruppe an. Dabei will sie das eigentlich gar nicht.
Wesel. Für Parteien ist das ein Traum: Unterstützung durch Prominente aus Film und Fernsehen. Doch einen wirklich glücklichen Eindruck macht die Unabhängige Weseler Wählergemeinschaft (UWW) derzeit nicht. Dabei haben die Mitglieder eine äußerst prominente Kandidatin für den Stadtrat Wesel in ihren Reihen.
Im Wahlbezirk 21 im Stadtteil Obrighoven tritt nämlich Nora Baumberger für die UWW an. Falls Ihnen der Name Nora Baumberger jetzt nicht direkt etwas sagt: Die 39-Jährige ist besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Dolly Buster. Aber zur Wahl antreten will sie überhaupt nicht.
Viele Jahre hat die ehemalige Porno-Queen für Furore auf einschlägigen Leinwänden gesorgt. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann Dino eher zurückgezogen im Weseler Stadtteil Obrighoven. Dort wurden sie im Frühjahr von Hilde Güney angesprochen. Sie ist Vorsitzende der UWW und bat um Unterstützung ihrer Mini-Partei mit angeblich nur sieben Mitgliedern.
Dass sie die unabhängige Wählergruppierung, bisher mit einem Mandat im Rat der 62.000 Einwohner zählenden Stadt vertreten, unterstützen wollen, unterschrieben die Baumbergers anschließend sogar. Schließlich ist es erklärtes Ziel der UWW, das harmonische Zusammenleben der Verkehrsteilnehmer in Wesel zu fördern. Aber während man glaubte, eine Beitrittserklärung vor sich zu haben, unterschrieben die Eheleute die Zustimmungserklärung zur Kandidatur.
Am 16. Juli trat der Wahlausschuss der Stadt Wesel zusammen. Er billigte unter anderem die Kandidatenliste der UWW. Darauf vertreten: Nora Baumberger und ihr Mann Dino. "Alles ist fristgerecht und juristisch korrekt eingereicht worden", sagt Angelika Kock vom städtischen Wahlamt.
Und damit steht jetzt Nora Baumberger alias Dolly Buster auf dem Stimmzettel für die Kommunalwahl am 30. August. Dabei will sie das gar nicht. "Wir dachten daran, Mitglied zu werden, aber doch nicht gleich für den Stadtrat zu kandidieren", sagt Dino Baumberger. Das sei alles ein großes Missverständnis. Während er sich inzwischen aber mit seiner Nominierung einverstanden erklärt hat, lehnt Nora eine Kandidatur kategorisch ab Sie habe davon nichts gewusst: "Ich kenne die Partei nicht, ich trete definitiv davon zurück."
Gänzlich unpolitisch ist Nora Baumberger aber nicht. 2002 war sie noch großer Fan von Guido Westerwelle. Damals drehte sie für die Liberalen den Werbespot "3 mal Sex" - in Anlehnung an das FDP-Wahlziel 18 Prozent. Zwei Jahre später trat sie in Tschechien als Kandidatin der Unabhängigen Erotischen Initiative für das EU-Parlament an - "sie hat versucht, meine Kollegin zu werden", lästert der CDU-Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz. Aber Kandidaten aus dem Unterhaltungssektor seien für verantwortungsvolle Politik einfach nicht die richtige Wahl.
Und was, wenn der ehemalige Erotikstar bei der Kommunalwahl doch gewählt wird? "Ob sie ihr Mandat annimmt, muss sie nach der Wahl mit der Partei klären, für die sie antritt", sagt Angelika Kock. Mehr will die Verwaltungsexpertin zum Rummel um die prominente Kandidatin nicht sagen: "Wir organisieren hier ganz sachlich eine Wahl, unabhängig von Personen."