Viersener Wache erhält mehr Personal

Die Kreispolizei organisiert sich ab September neu. Auch die Kempener Dienststelle wird aufgestockt. Die Wachen in Nettetal und Willich bleiben künftig nachts geschlossen.

Kreis Viersen. Die Kreispolizei organisiert sich neu: Die Dienststellen in Kempen und Viersen werden zu den zentralen Polizeiwachen im Kreis. Sie bleiben rund um die Uhr besetzt und bekommen mehr Personal. Die Wachen in Nettetal und Willich werden künftig nachts und an den Wochenenden geschlossen. Sie brauchen weniger Personal, dafür kümmern sie sich verstärkt um die Schwerpunkte Einbruch und Verkehr.

Mit der Umstrukturierung reagiert die Kreispolizei auf den Personalrückgang der Behörde. Der NRW-Innenminister hat nun grünes Licht gegeben, ab September wird das umgesetzt, was seit knapp einem Jahr unter dem Titel „Organisationsanpassung in der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz“ durch die Behörde und die Kommunen geistert.

Die gerade von Bundesinnenminister Thomas de Maizière versprochene Aufstockung der Polizei ändere an den aktuellen Plänen nichts, sagt Polizeisprecherin Antje Heymanns. „Alle Standorte bleiben erhalten. Die Streifen fahren unverändert, und die Leitstelle koordiniert weiterhin das Einsatzgeschehen“, erklärt Polizeichef Manfred Krüchten.

Die Vorteile der Neuorganisation: Es wird weniger Personal im Nachtdienst gebunden. Die Wachen in Nettetal und Willich können sich auf Einbruchprävention, Fahrradunfälle mit Kindern und Kontrollen konzentrieren. Die Zivilkräfte im Einsatz gegen Straßenkriminalität werden personell aufgestockt.

Manfred Krüchten, Polizeichef

Die bittere Pille für Nettetal und Willich allerdings: Ihre Wachen werden nachts und am Wochenende nicht mehr besetzt sein. Für den Polizeichef ergibt sich die Entscheidung aus einer Rechenaufgabe. „Um eine Dienststelle 365 Tage im Jahr besetzen zu können, brauchen wir 6,5 Planstellen. Das bindet enorm Personal. Damit fährt aber noch kein einziger Streifenwagen“, erklärt Krüchten. Hinzu komme das geringe Arbeitsaufkommen der Nettetaler Wache nachts und an Wochenenden: „Es gab zu den Zeiten 51 Anzeigen im Jahr. Das ist nicht effizient.“

Landrat Andreas Coenen kann den Unmut einiger Bürger verstehen: „Ich bin mit der Personalausstattung durch das Land nicht zufrieden. Aber wir machen unter den gegebenen Umständen das Beste daraus“, sagt der CDU-Politiker.

Angesichts der immer dünner werdenden Personaldecke muss die Behörde mit ihren Kräften haushalten: „Viele Beamte sind über 50 Jahre. Für diejenigen, die pensioniert werden, rücken nicht genug nach. Das liegt an der mangelnden Einstellung des Landes in den Jahren 2000 bis 2010“, sagt Ralf Robertz, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Kreis. In den vergangenen fünf Jahren sei die Kreispolizei von 520 auf rund 460 Kräfte geschrumpft. In den kommenden fünf Jahren wird sie abermals rund 30 Leute verlieren.

Der Polizeigewerkschafter hält die Organisationsanpassung für vertretbar. „Man versucht das möglichst sozialverträglich umzusetzen. Alle wurden befragt. Ich schätze, es werden rund 20 bis 30 Leute nach Kempen und Viersen rübergezogen“, sagt Robertz.

Für die Bürger ändere sich nichts, sagt Polizeichef Krüchten. „Ob die Besatzung eines Streifenwagens in Nettetal oder Viersen seinen Dienst beginnt, ist unerheblich. Wir behalten die Polizeipräsenz bei. Wir ziehen uns nicht aus Nettetal und Willich zurück.“ Auch die die Dorfsheriffs bleiben erhalten.

Nach anfänglicher Skepsis sieht der Nettetaler Bürgermeister Christian Wagner (CDU) die nächtliche Schließung der Wache gelassen: „Wir haben die Zusicherung, dass sich an der Sicherheitslage für unsere Kommune nichts ändert. Für unseren Einsatzbereich bleiben zwei Streifenwagen erhalten. Vor diesem Hintergrund haben wir keine weiteren Schritte unternommen.“ Ab wann genau die Wachen in Willich und Nettetal nachts schließen, ist noch unklar.