Abgas-Skandal VW: Die Enttäuschung vieler Kunden ist deutlich zu spüren
VW-Skandal: Händler warten noch auf Infos, wie sie mit betroffenen Modellen umgehen sollen.
Kempen/Willich/Tönisvorst. Es ist einer der größten Kfz-Skandale der Geschichte: der Betrug von Volkswagen (VW), was die Stickoxyd-Abgase aus verschiedenen Diesel-Fahrzeugen angeht. Wer leidet darunter? Die Händler und Kunden vor Ort. Wie gehen sie mit der Sache um? Was sagen die Autohäuser, wenn Kunden nachfragen? Die WZ hat sich umgehört.
„Wir haben keine anderen Informationen als Sie“, lässt die Geschäftsführung von Tölke und Fischer ausrichten. Die Kunden würden von Volkswagen angeschrieben, sobald Klarheit herrsche. Solange könnten auch mutmaßlich Betroffene weiterfahren. „Wir warten auf die offizielle Sprachregelung“, heißt es aus dem Autohaus mit Filialen in Willich und Krefeld.
„Die Kunden fragen nach, klar“, erklärt Bernd Wyhlidan, Serviceleiter beim Autohaus Scharfenberg in Kempen, wo Wagen der VW-Tochter Skoda verkauft werden. „Es gibt noch keine Lösung“, sagt Wyhlidan. Er vermutet, dass über das Kraftfahrtbundesamt (KBA) eine Rückrufaktion erfolgen wird — sobald Klarheit herrsche, welche Motoren betroffen seien. So sei wenigstens sichergestellt, dass man alle betroffenen Autobesitzer erreiche. Aber die Enttäuschung darüber, dass der Konzern so viele Kunden getäuscht habe, komme schon an. „Wir kriegen Anrufe, und es kommen auch Kunden vorbei, um sich persönlich zu erkundigen.“
„Ich bin schon überrascht, dass das in einem Konzern so gemacht werden kann“, sagt Stephan Kösters, Chef des gleichnamigen Seat-Autohauses in Willich. „Wir bekommen so viele Auflagen, laufende Kontrollen, Zertifizierungen und Vorschriften, und die betrügen einfach so.“ Welche Seat-Modelle betroffen seien, weiß Kösters noch nicht. Er rechne allerdings nicht mit einem Verkaufs-Einbruch.
„Möglicherweise werden wir den ein oder anderen Kunden haben, der sich momentan zurückhält.“ Eher würden die großen Händler Schwierigkeiten bekommen, etwa bei Lieferungen an Großabnehmer. Die „vollmundigen Ankündigungen“ aus dem KBA hält er für Säbelrasseln: „Die können nicht einfach Millionen Autos stilllegen.“ Der entstandene Image-Schaden sei jedenfalls enorm.
„Wenn denn eine Software für das Problem entwickelt wird, kann es sein, dass die auf unseren Laptops landet“, erklärt Christoph Kohnen von der gleichnamigen unabhängigen Werkstatt in St. Tönis. Er glaubt allerdings, dass die Angelegenheit als Rückrufaktion über die Bühne gehen wird. Dann würden Autos mit der Betrugs-Software auch nicht zu ihm gebracht. Was Christoph Kohnen nicht versteht: „Es gibt einen klaren Auftrag, die Stickoxyde zu überprüfen. Das ist offenbar nie geschehen.“ Werkstätten seien für solche Messungen nicht ausgelegt.
Fragen die Kunden bei Autohäusern nach, die nicht zum VW-Konzern gehören? Können solche von dem Skandal vielleicht sogar profitieren? „Hier läuft alles normal“, heißt es aus einem Oedter Autohaus, das nicht mit Namen genannt werden möchte.