Weniger Polizei vor Ort: „Für die Bürger wird sich nichts ändern“

Im September sollen wegen einer Umstrukturierung zwei Polizisten von Kaldenkirchen nach Viersen versetzt werden.

Foto: Knappe

Nettetal/Kreis Viersen. Zum 1. September sind bei der Kreispolizei Viersen personelle Verschiebungen von kleineren Schwerpunktwachen zu Hauptwachen geplant. Die Wachen in Viersen und Kempen sind solche zentralen Wachen: Sie sind rund um die Uhr besetzt, die Mitarbeiter kümmern sich um Gefahrenabwehr und Verfolgung von Straftaten. „Dazu benötigen sie eine bestimmte Anzahl von Kollegen“, erklärt Wolfgang Goertz, Sprecher der Kreispolizei.

Die sollen aus den Schwerpunktwachen in Kaldenkirchen und Willich kommen. Durch die Versetzung „sollen in den Hauptwachen Einsätze weiterhin im 24-Stunden-Rhythmus bearbeitet werden können und die Polizei soll Präsenz zeigen können“, so Goertz. Die Entscheidung für die Versetzung von zwei Kollegen aus Kaldenkirchen sei laut Goertz aber noch nicht gefallen. Landrat Andreas Coenen (CDU) als Dienstherr der Kreispolizei wollte zu den geplanten Versetzungen keine Stellung beziehen.

Um die Besetzung der Polizeiwache in Kaldenkirchen gab es immer wieder Wirbel. Im Herbst 2016 hatte Landrat Coenen beantragt, die beiden Einrichtungen in Nettetal und Willich in der Nacht und an Wochenenden zu schließen. NRW-Innenminister Ralf Jäger genehmigte dies.

Umgesetzt worden ist die Neuorganisation aber noch nicht vollständig. So ist die Polizeiwache in Kaldenkirchen in der Nacht immer noch besetzt — obwohl sie eigentlich bereits im Herbst 2016 ab 22 Uhr geschlossen werden sollte. Der Grund liegt nicht in der originären Polizeiarbeit, sondern in der Sicherheit des Gebäudes. „Das Gebäude muss erst baulich verändert werden, damit es auch in den Nachtstunden unbesetzt bleiben kann“, erklärt der Polizeisprecher.

Die Erfahrungen mit der neuen Organisation der Kreispolizei sind Wolfgang Goertz zufolge „gut“. Auch Anfragen oder Kritik von Bürgern habe es deshalb bei der Kreispolizei nicht gegeben. „Auch nachts sind Streifenwagen in den Bereichen der Wachen Nettetal und Willich präsent“, schildert Goertz. Die Einsätze werden zentral über die Einsatzleitstelle in Viersen vergeben. Sie würden einen Einsatz an den nächsten verfügbaren Streifenwagen weiterleiten.

Was die für September geplante Umstrukturierung für die Nettetaler Bürger bedeutet: „Für sie wird sich nichts ändern“, sagt der Sprecher. In Nettetal werde es — wie bisher — einen Schwerpunktdienst geben. Wie viele Polizisten in der Kaldenkrichener Wache arbeiten und wie sich der Abzug von zwei Mitarbeitern dort auswirkt — dazu wollte Goertz keine Angabe machen.

Ein Hintergrund der Umstrukturierung von 2016: Die Polizei Viersen wollte weniger Personal im Nachtdienst einsetzen — dies wurde als wenig effizient angesehen. Denn auch sie leidet unter Personalnot: Polizisten gehen in den Ruhestand, für sie fehlt Ersatz. Wie die Gewerkschaft der Polizei warnt, sei die Kreispolizei in den vergangenen fünf Jahren von 520 auf rund 460 Kräfte gesunken.

Polizeichef Michael Krüchten hatte damals folgende Zahlen vorgestellt: Um eine Dienststelle sieben Tage die Woche an 365 Tagen im Jahr besetzen zu können, seien 6,5 Planstellen notwendig. Nachts und an den Wochenenden sei das Arbeitsaufkommen in der Kaldenkirchener Wache gering gewesen. „Es gab zu den Zeiten in Nettetal 51 Anzeigen im Jahr. Das ist nicht mal eine Anzeige pro Woche. Das ist nicht effizient“, sagte er damals.