Wie gefährlich sind die Shisha-Bars?

Die Landesregierung will, dass die Bars stärker kontrolliert werden. Grund ist die Sorge vor Kohlenmonoxid-Vergiftungen.

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Kreis Viersen. Mehr Kontrollen und die Verpflichtung zu Kohlenmonoxid-Meldern sollen lebensbedrohliche Vergiftungen mit dem geruchs-, farb- und geschmackslosen Gas vorbeugen. Das steht in einem Bericht der Landesregierung an den Gesundheitsausschuss des Landtags.

„Wenn die Regelung kommen sollte, Kohlenmonoxid-Melder einzubauen, wäre das kein Problem für uns“, sagt Aydin Satih, Betreiber der Bar „Nouhs Lounge“ in Nettetal-Kaldenkirchen. Zwar habe er bereits bei der Einrichtung des Ladens auf ausreichend starke Lüftungsanlagen geachtet, hätte aber auch nichts gegen einen Melder einzuwenden. Seit vier Jahren betreibt er die Shisha-Bar, bereits zwei Jahre vorher hatte er einen kleineren Laden, den er später vergrößerte. „Ich habe in der ganzen Zeit nie erlebt, dass jemand der Kunden in meinem Laden eine Kohlenmonoxid-Vergiftung hatte“, sagt Satih.

„Wir kontrollieren mehrmals im Jahr, etwa alle zwei Monate“, sagt Frank Schliffke, Pressesprecher der Stadt Viersen. „In der Regel machen das Kräfte vom Ordnungsamt, von der Feuerwehr und der Polizei gemeinsam.“ Auch die Kreisverwaltung ist an den Kontrollen beteiligt: „Unser Lebensmittelüberwachungsamt kontrolliert die Shisha-Bars — wie alle anderen gastronomischen Betriebe — regelmäßig“, sagt Markus Wöhrl, Sprecher des Kreis Viersen. „Zum Probenplan gehört auch die Kontrolle des Tabaks der Wasserpfeifen.“ Beim Tabakinhalt soll es bislang keine Auffälligkeiten gegeben haben. Bei der Versteuerung von Tabak hingegen habe es in zwei Lokalen in Viersen in der Vergangenheit Probleme gegeben, sagt Schliffke.

Jan van der Velden, Sprecher der Stadt Nettetal

Bei Messungen der Luftwerte und der Blutwerte bei Menschen in den Räumen der Lokale hätten Kontrollen in der Vergangenheit hingegen Mängel gezeigt, berichtet der Viersener Stadtsprecher. Dazu gehörte unter anderem eine zu schwache Lüftung. Und: „Bei einer Kontrolle in einem Lokal in Viersen hatten wir bei einem Mitarbeiter 37 Prozent Kohlenmonoxid im Blut gemessen“, sagt Markus Wiek, Mitarbeiter im Sachgebiet Rettungsdienst der Stadt Viersen. Gemessen wird mit einem transkutanen Blutgasmonitor. Das Gerät kann über einen Sensor, der mit einer Klammer am Finger fixiert wird, durch die Haut bestimmen, wie viel Kohlenmonoxid im Blut vorhanden ist. So muss kein Blut abgenommen werden. „Mit dem Gerät haben wir in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht“, sagt Wiek.

Damit es jedoch gar nicht erst zu Vergiftungen mit dem Gas kommt, müssen die räumlichen Bedingungen und die Ausstattung stimmen. „Bei Eröffnung eines Shisha-Lokals wird vorher mit den Betreibern darüber gesprochen, welche Bedingungen erfüllt werden müssen“, sagt Jan van der Velden, Sprecher in Nettetal. Dazu gehören richtig angelegte und ausgewiesene Fluchtwege, Brandschutzauflagen und eine ausreichend starke Lüftung in geschlossenen Räumen — auch für den Bereich, in dem die Wasserpfeifen vorbereitet werden.

Denn nicht nur für Gäste, sondern auch für Mitarbeiter kann das Kohlenmonoxid in der Luft von Shisha-Lokalen gefährlich werden. Wasserpfeifen werden durch spezielle Kohlen erhitzt, die „vorgeglüht“ werden — von Angestellten, die meist über Stunden damit beschäftigt sind, etliche Kohlestücke für Kunden vorzubereiten. Bei der unvollkommenen Verbrennung wird, solange die Kohle glüht, Kohlenmonoxid freigesetzt. „Wir haben in der Küche einen Kamin“, sagt Satih. Die Kohlen würden angezündet und dann in den Kamin gelegt, der mit einer Lüftung ausgestattet sei. Außerdem sei der Kamin bei Bedarf abdeckbar. „So können wir die Belastung in der Luft möglichst gering halten“, sagt der Lokalbetreiber.

Werte ab zehn Prozent werden in der Regel als leichte Vergiftung eingestuft. Die Symptome können sich bei den Betroffenen unterschiedlich äußern, sagt Wiek. Manche können bei niedriger Intoxikation bereits Schwindel, Übelkeit oder Schläfrigkeit verspüren, andere auch mit über 30 Prozent keine bis wenig zeigen — wie der Mitarbeiter im Lokal. Bei einem gemessenen Wert von über 20 Prozent Kohlenmonoxid im Blut, mit und ohne Symptome, wird ein Transport ins Krakenhaus empfohlen. „Dem Mann im Lokal empfahlen wir, in den nächsten Stunden auf ausreichend frische Luft zu achten“, sagt Wiek. „Der Raum, in dem er sich die meiste Zeit aufhielt, wurde gelüftet — dadurch hatten sich die Luftwerte bereits verbessert.“

Die übliche Behandlung bei einer Vergiftung mit dem Gas sind Sauerstoffinhalationen. „In manchen Fällen werden die Patienten im Krankenhaus in die hyperbare Sauerstoffbehandlung verlegt“, sagt der Rettungsdienstler.

Diese Entscheidung treffe aber in der Regel der Arzt. Bei der Behandlung atmet der Patient in einer Druckkammer Sauerstoff ein. Das führt durch veränderte Druckverhältnisse im Körper zu einer höheren Sauerstoff-Verteilung in den Gewebeflüssigkeiten. Gewählt wird diese Methode, wenn der Kohlenmonoxidgehalt im Blut schnell sinken muss, etwa bei Bewusstlosigkeit.