Kohlenmonoxidvergiftungen: Düsseldorfer Mediziner warnt vor Shisha-Bars
Die Zahl ist deutlich gestiegen: Immer mehr Shisha-Raucher landen mit schwerer Kohlenmonoxidvergiftung in der Düsseldorfer Uniklinik.
Düsseldorf. Immer mehr Shisha-Raucher müssen in der Uniklinik Düsseldorf mit einer schweren Kohlenmonoxidvergiftung behandelt werden. Von 100 Fällen in diesem Jahr gehen 40 auf das Rauchen der beliebten Wasserpfeifen zurück. Die Einrichtung berichtet von einem „deutlichen Anstieg durch das Rauchen von Shishas“. Im Vergleich: 2016 waren es noch fünf Fälle, 2015 war es nur ein Patient, der in der speziellen Druckkammer des Klinikums behandelt werden musste. Erst kürzlich erlitten mehrere Männer in einer Krefelder Shisha-Bar eine Kohlenmonoxidvergiftung.
Das Rauchverbot gilt in Shisha-Bars nicht, denn die Wasserpfeifen unterfallen nicht dem Nichtraucherschutzgesetz. In NRW ist zwar das Rauchen nikotinhaltigen Tabaks in geschlossenen Räumen nicht erlaubt, dafür werden Früchte und aromatisierte Teeblätter geraucht.
Wie viele Lokalitäten es derzeit in Düsseldorf gibt, ist nach Angaben der Stadtsprecher Michael Bergmann und Volker Paulat nicht zu ermitteln. „Die Betreiber eröffnen sie unter ganz unterschiedlichen Namen, zum Beispiel Teestube. Wir können keine Statistik erheben anhand einer Gewerbemeldung. Aber gerade in der Anfangsphase des Booms wurde stark kontrolliert und geschaut, ob in den Einrichtungen ausreichend Belüftung vor Ort ist. Uns sind keine Probleme bekannt“, erklärt Michael Bergmann. Es lägen keine Beschwerden beim Ordnungsamt vor. Volker Paulat fügt hinzu: „Shisha-Bars können erlaubnisfreie Gaststätten sein, wenn sie keinen Alkohol ausschenken. Und es ist dann Betreiberpflicht, das Geschäft so zu führen, dass Gästen und Mitarbeitern keinen Schaden entsteht. Wenn es zu erhöhten Werten kommen, ist es erst mal die Feuerwehr zuständig. Allenfalls kommt in einem nachgelagerten Schritt das Ordnungsamt ins Spiel.“ Die Vergiftung durch Rauchgase sei zudem nicht beim Gesundheitsamt meldepflichtig.
Dr. Sven Dreyer ist leitender Druckkammerarzt der Uniklinik. Im Notfall verabreicht er den Betroffenen unter Zuhilfenahme von Überdruck 100 Prozent Sauerstoff, um das Kohlenmonoxid aus dem roten Blutfarbstoff und Organen zu verdrängen. Der Mediziner hält die Shisha-Bars, die seines Erachtens in Düsseldorf immer mehr zunehmenden würden, für gesundheitsgefährdende Orte. „Kohlenmonoxidvergiftungen sind lebensgefährlich“, warnt er. Denn bei der Verbrennung der Wasserpfeifenkohle entsteht Kohlenmonoxid. Das Fatale: Das giftige Gas kann man nicht sehen, riechen und nicht schmecken. Besonders beim schnellen Rauchen in geschlossenen Räumen ohne ausreichende Luftzufuhr und ohne das Absetzen der Pfeife gelangt nicht mehr genug Sauerstoff in den Organismus. Anschließende Benommenheit, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sind auf das Kohlenmonoxid und nicht auf die Stärke des Tabaks zurückzuführen. „Die Barbetreiber müssen gute Zu- und Abluft gewährleisten können“, fordert Dreyer. „Außerdem sollten sie Kohlenmonoxid-Melder installiert haben.“
Nassim Nikzad ist Mitarbeiter der Atashkadeh Lounge. In der Bar, die Platz für rund 30 Gäste bietet, darf Wasserpfeife geraucht werden. Er bewertet die Zahlen aus der Uniklinik Düsseldorf und die jüngsten Ereignisse aus Krefeld als nicht alarmierend. „Wir haben eine Lüftungsanlage und einen Melder. Unsere Gäste sind nicht besorgt um ihre Gesundheit. Man muss die Hintergründe in Krefeld beleuchten, bevor man alle Bars verteufelt.“