Medikamentenhilfswerk aus Tönisvorst Action Medeor hilft auch noch zwei Jahre nach der Flut
Tönisvorst · In der Nacht zum 15. Juli 2021 ereignete sich im Westen Deutschlands eine kaum für möglich gehaltene Flutkatastrophe. Das Tönisvorster Hilfswerk Action Medeor war sofort zur Stelle. Auch zwei Jahre später dauern die Hilfen an.
(msc) Schnelle Hilfen in der Ukraine nach dem Ausbruch des Kriegs sowie in der Türkei und in Syrien nach dem schweren Erdbeben standen zuletzt im Fokus der Öffentlichkeit, was die Arbeit des Tönisvorster Medikamentenhilfswerks Action Medeor betrifft.
Fast in Vergessenheit geriet – neben zahlreichen weiteren Projekten überall auf der Welt – die Hilfe der Tönisvorster zwei Jahre nach der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands. Das Hilfswerk ist dort immer noch aktiv – den zweiten Jahrestag der Katastrophe am 14. Juli nutzt es nun für eine Zwischenbilanz.
Der finanzielle Umfang der bereits umgesetzten Hilfsmaßnahmen inklusive der bereits fest verplanten Mittel liegt bei 3,3 Millionen Euro. Nach der akuten Nothilfephase in den ersten Wochen nach der Flut 2021 und den Maßnahmen der Übergangshilfe hat für die Helfer inzwischen der Wiederaufbau begonnen. „Jetzt schauen wir, welche Dinge nach dem Hochwasser dauerhaft wiederhergestellt werden“, erläutert Alexandra Geiser, Koordinatorin des Fluthilfe-Projektteams von Action Medeor – und blickt auf eine ganze Reihe solcher Maßnahmen.
Hilfswerk stellte solarbetriebene Straßenbeleuchtung bereit
Im von der Flut besonders stark betroffenen Ahrtal hat das Hilfswerk medizinisches Material und solarbetriebene Straßenbeleuchtung bereitgestellt, Übergangsräume für zerstörte Arztpraxen und Apotheken errichtet, Seniorennachmittage gefördert, Tanz- und Theaterangebote für Kinder finanziert, mobile häusliche Pflege für ältere Menschen unterstützt, Übergangssportstätten für Kinder und Jugendliche aufgebaut oder Multifunktionsräume, in denen Krisenstäbe tagten, psychotherapeutische Behandlungen stattfanden und soziales Beisammensein möglich war, bereitgestellt.
Auch in Nordrhein-Westfalen ist Action Medeor aktiv, hat etwa in Eschweiler Sportgeräte und soziale Projekte für Jugendliche gefördert. „Viele dieser Projekte dauern bis heute an und haben sich den geänderten Bedarfen inzwischen auch angepasst“, erläutert Markus Bremers, Pressesprecher und Mitglied des Hochwasser-Projektteams von Action Medeor.
In Kalenborn im Ahrtal etwa wurden zunächst Übergangsräume in Containerbauweise für eine zerstörte Arztpraxis und eine Apotheke geschaffen. „Dadurch konnte die hausärztliche und pharmazeutische Versorgung für viele Tausend Menschen im Ahrtal nach der Flut schnell gesichert werden“, so Bremers. „Die Arztpraxis und Apotheke haben ihre alten Räume inzwischen aber wieder renoviert oder neue Standorte bezogen, daher werden unsere Räume nun für psychotherapeutische Angebote genutzt. Nachdem sie zwei Jahre an der Belastungsgrenze gearbeitet, ihr Zuhause wiederaufgebaut und sich mit vielen Formalien auseinandergesetzt haben, leiden viele Menschen unter Traumata und Erschöpfungszuständen“, sagt Bremers.
Auch zwei Jahre nach dem Hochwasser stünden die Menschen vor großen Herausforderungen, die natürlich auch gesundheitliche und psychische Probleme nach sich zögen.
Besonderer Einsatz für ältere
und pflegebedürftige Menschen
Für ältere und pflegebedürftige Menschen, die von der Flut besonders betroffen sind, hat sich Action Medeor in besonderer Weise eingesetzt. „Für viele hat sich ihr Lebensumfeld gravierend verändert, sie mussten umziehen, leben nun in räumlich beengten Verhältnissen zusammen mit ihren Angehörigen“, schildert Alexandra Geiser. „Nicht wenige mussten ihre Dörfer verlassen und haben damit ihr gewohntes soziales Umfeld verloren.“
Das Hilfswerk habe daher bereits früh dafür gesorgt, dass Seniorennachmittage wieder stattfinden konnten und auch die häusliche Pflege wieder geleistet werden konnte. Ein besonderes Projekt in diesem Zusammenhang sei zudem die Errichtung einer Tagespflege-Einrichtung in Kooperation mit der Sozialstation Adenau-Altenahr.
„Mit der Förderung der neuen Tagespflege-Einrichtung wollen wir einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten, dass ältere Menschen, die nach der Flut ihr gewohntes Lebensumfeld verloren haben, wieder soziale Kontakte knüpfen und Begegnung mit anderen pflegen können“, begründen Geiser und Bremers das Engagement des Tönisvorster Hilfswerks, das dazu auch Spendenmittel des Bündnisses „Aktion Deutschland Hilft“ einsetzt.