Alex sprintet zum Abitur
Das erste Doppel-Schuljahr von G8- und G9-Schülern im Michael-Ende ist geschafft.
St. Tönis. Alex Schuchmann ist ein Pionier. Laut Duden also ein Wegbereiter, ein Bahnbrecher, ein Vorkämpfer. Alex schreibt als G8-Schüler der ersten Stunde Schulgeschichte in NRW. Der Michael-Ende-Schüler gehört zu der ersten Generation schulischer Sprinter, die in acht Jahren das Reife-Ziel Abitur erreichen kann.
Nach den Ferien biegt Alex auf die Zielgerade ein. 2013 wird sein Abitur-Jahr sein. Es ist das Jahr des Doppeljahrgangs G8/ G9, der NRW-weit die doppelte Stufenstärke ins Studium oder Berufsleben entlässt.
„Mittlerweile habe ich G8 ein bisschen akzeptiert. Es geht ja nicht ohne“, sagt Alex und grinst. „Der Mensch gewöhnt sich an alles.“ G8 bedeute, dass man mehr Stoff in kürzerer Zeit lernen müsse. „Ich muss viel zu Hause machen.“ Alex erinnert sich an den „Tipp“ seines früheren Lateinlehrers: „Der sagte in der 6. Klasse: So, von nun an müsst ihr 34 Stunden am Tag lernen.“ Alex’ Erfahrung zeigt: „Hausaufgaben machen allein reicht nicht aus, um gut mitzukommen.“
Viele Mitschüler hätten Nachhilfe, sagt Alex. Er auch. „Um in Mathe auf dem Stand zu bleiben.“ Wenn er die Schuljahre am Gymnasium Revue passieren lässt, die zwei am Lise-Meitner in Anrath und die von der Siebten an am Michael-Ende, dann weiß der 16-Jährige: „Ein Stückchen Kindheit und Jugend bleibt mit G8 auf der Strecke.“ Seit der 7. Klasse hat Alex dreimal in der Woche bis 16 Uhr Schule.
„Im Winter ist es um 17 Uhr dunkel, da kann man anschließend nix mehr machen.“ Davon, glaubt er, profitierten nicht zuletzt soziale Netzwerke wie Facebook. Freunde trifft man mehr und mehr im Netz. „Ich gehe aber lieber raus“, sagt Alex, der ein leidenschaftlicher BMX-Fahrer ist. Auf die Ferien freut er sich riesig, weil er dann endlich wieder jeden Tag fahren kann.
In drei Tagen hat er das erste von drei Schuljahren, die seine Zehn mit den G9-Schülern der Stufe 11 durchläuft, hinter sich. Nebenfächer wie Erdkunde, Geschichte oder Spanisch werden gemeinsam unterrichtet. „Nur in den Hauptfächern Englisch, Deutsch und Mathe haben wir getrennt Unterricht.“ Am Anfang sei man sich ein wenig fremd gewesen, aber mittlerweile empfinde man sich als Gemeinschaft. „Es ist ein entspanntes Miteinander.“ Eine Konkurrenzsituation empfindet Alexander nicht.
Wohin die Reise mit Abi in der Tasche geht, weiß Alex noch nicht: „Ein klares Ziel habe ich noch nicht vor Augen. Ich möchte nicht nur in einem Büro sitzen, sondern einem Beruf nachgehen, bei dem man Menschen trifft. Reporter oder Event-Manager beispielsweise.“ Er wird 17 sein, wenn er die Schule verlässt. „Das ist ein Vorteil. Ich habe ein Jahr länger Zeit, etwas auszuprobieren. Ich möchte ins Ausland. Ein freiwilliges soziales Jahr kann ich mir auch vorstellen.“
Jetzt geht’s aber in die Ferien. Freizeit, kein Pauken. Kein Pauken? Von wegen. „In den letzten beiden Wochen treffe ich meinen Nachhilfelehrer.“ G8-Pioniere werden doch früher erwachsen.