Als sich in Schiefbahn noch Mammuts herumtrieben
Im Heimatmuseum ging es um „Funde und Ausgrabungen“. Dabei spielte Homo sapiens auch eine Rolle.
Schiefbahn. Es war gut was los: Der Vortrag von Brigitte Franke zum Thema „Funde und Ausgrabungen rund um Schiefbahn“ war so gut besucht, dass kein Platz im Museum „Kamps Pitter“ frei bleiben sollte. Die Referentin, Mitglied der Heimat- und Geschichtsfreunde Schiefbahn, stellte einen historischen Bezug her: „Hier war schon in der Steinzeit schwer was los.“
Steinzeit, das habe „Überlebenskampf ohne Ende“ bedeutet. Auf Willicher Boden, zum Beispiel im Hausbroicher See in Anrath, waren Stoßzähne und Knochen von Mammuts gefunden worden.
Menschen bewegten sich in der Steinzeit im hiesigen Raum vor allem entlang der so genannten Nordkanalniederung, wo später Napoleons Ingenieure den gleichnamigen Kanal bauen ließen. Dieses Urstromtal sei geformt worden durch die Eiszeiten.
Nachdem sich der Arm des Rheins zurückgezogen hatte, entstand eine Bruchlandschaft im Westen von Schiefbahn, wie sie Brigitte Franke noch aus ihrer Kindheit kennt. Immerhin: Der Homo sapiens bewegte sich bereits entlang dieser früheren Uferzonen. Davon zeugen Funde, wie es sie im Heimatmuseum zu Dutzenden zu sehen gibt.
Für Interessierte ist der Besuch der „Nauen-Raums“, benannt nach dem Leiter der Schiefbahner Volksschule, Franz Nauen, der Funde archiviert hatte. In den höher gelegenen Uferkanten wurden sehr viele Tonscherben gefunden, aber auch Faustkeile, die als Werkzeug und als Waffe gedient hatten.
Sehr viele Funde hatte es in der Sandgrube Vogts gegeben. Sie lag gegenüber dem heutigen Gripshof im Unterbruch und wurde später als Müllkippe genutzt. Ein spannendes Thema war die Römerzeit, die ebenfalls in Schiefbahn ihre Spuren hinterlassen hat. Sie dauerte bis rund 400 n. Chr. Nachdem in Neuss ein riesiges Römerlager eingerichtet worden war, galt es, die Soldaten zu versorgen. Die Römer bauten Straßen. Eine Verbindungsachse heißt auf Kaarster Gebiet „Alte Heerstraße“ und in Schiefbahn erinnert die „Römerstraße“ an diese Zeit.
In der Sandgrube Vogts spiegelte sich die Römerzeit ebenfalls wider: So wurde hier ein römisches Brandgrab aus dem 2. Jahrhundert nach Christus entdeckt. Auch die „Villa rustica“, die von den Römern gebauten Häuser, konnten sich sehen lassen. „Die Römer brachten eine sehr hohe Kultur mit, waren den Germanen weit überlegen“, sagte Brigitte Franke und gab einige Beispiele: Sie entwickelten Wasserleitungen und Heizungen, schufen Glasgefäße und Schmuck. Außerdem wurden im ersten Jahrhundert Münzen aus der Römerzeit gefunden.
Und was kam, als die Römer gegen 400 nach Christus abzogen? „Die Franken haben ihre Spuren vor allem dadurch hinterlassen, dass sie die Sprache sehr geprägt haben“, erklärte die Ur-Schiefbahnerin.