Anrath: 40000 Bücher in drei Räumen
Trödler Chris ist ins Verseidag-Gebäude umgezogen. Am Samstag ist das groß gefeiert worden.
Anrath. Bücher passen ja eigentlich auch viel besser in den Bürotrakt als in eine Werkshalle. Dass der Trödler Chris (46) aus Düsseldorf, bekannt als "Bücherwurm", jetzt innerhalb des Verseidag-Gebäudes auf der Prinz-Ferdinand-Straße umziehen musste, geschah allerdings aus Gründen des Brandschutzes.
Wenn auch noch nicht jeder Bananenkarton am neuen Standort ausgepackt wurde, feierte Chris am Samstag den Umzug. So waren zwei Künstler vor Ort, die sich dem Thema "Bücher" widmeten: In der Trödel-Halle bemalte der Anrather Marco Pietzka eine großeTür.
Sein Hauptmotiv: Pappkartons, stapelweise - so wie in den neuen Räumen von "Bücherwurm" Chris. Der hatte außerdem Gerd Renshof aus der Nähe von Arnheim verpflichtet. Der 50-jährige Niederländer bezeichnet sich selbst als einen Maler, der sich auf Bücher als Motive spezialisiert hat. Chris und der Künstler hatten sich auf der Frankfurter Buchmesse kennengelernt.
Er hatte einiger seiner "Bücherstillleben" mitgebracht und malte jetzt ein großformatiges Bild: Über eine bergige Landschaft segeln Bücher Vögeln gleich. Lesen kann beflügeln, einem über Tiefen hinweg schweben lassen. Schön, wenn man nicht selber lesen muss.
Wolfgang Krumnacker (64) aus Büderich, bekennende "Labertasche", las aus seinem Buch "Vier Tassen für Uschi". Außerdem hat er es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Info-Brief an die Trödler mit einer satirischen Geschichte über Trödler in der alten Verseidag zu "garnieren". Jetzt las er seinen Text von Michael und Simone.
Auch wenn Bücherfreunde in Zukunft auf dieses Rahmenprogramm verzichten müssen, das Angebot von Chris ist ein Anziehungspunkt. Interessenten können auf alten Sofas relaxen. Das ist praktisch, denn unter den rund 40000 Büchern in drei Räumen sind viele Raritäten mit entsprechenden Preisen. Da findet der Leser Schätze wie Meyers Lexikon von 1912, oder Brehms Tierleben von 1914. Ein dicker Schmöker über den Grafen Zeppelin, die Krupp-Firmengeschichte 1812 bis 1912, das sind Kostbarkeiten, die ihren Preis haben. Und das großformatige Werk "Die neue Reichskanzlei" ist mit 350 Euro ein besonders teures Buch.
Wem gerade nicht nach Lesen zumute ist, der verliebt sich vielleicht in eines der Schaukelpferde aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts oder in das ebenso alte Karussell. Die riesige Schallplattensammlung wird erst in den kommenden Tagen eingeräumt.