Schiefbahn: „Frauenpower“ - Reichlich Power in den Kehlen
150 Mitglieder hat „Frauenpower“ unter der Leitung von Andrea Kautny. Mittwochabends wird in Schiefbahn geprobt.
Schiefbahn. "Ihr Süßen, auf die Füße, wir fangen an." Andrea Kautny springt auf einen Tisch, damit auch die Sängerinnen in der letzten Reihe sie sehen können. Atemübungen, Lippenbremse und die Tonleiter läuten die Probe von "Frauenpower" ein.
Pure Freude an jedem Mittwochabend in Schiefbahn: Dann nämlich probt der Chor in der Kulturhalle und der Leitung von Andrea Kautny. Sie fragt: "Gibt es Geburtstagskinder?" Wenn ja, sollen sie bitte nach vorne kommen. Bei 150 Mitgliedern findet sich oft eine Jubilarin, diesmal sind es sogar zwei: Birgitt Pescher und Karin Weege wünschen sich "Fame" von Jeff Funk - der Chor singt und swingt.
Die Erfolgsgeschichte von "Frauenpower" beginnt im Dezember 2008. Eigentlich war Kautny, Jahrgang 1971, für ihren anderen Chor "Die Tonköpfe" auf der Suche nach einer Altstimme und einem Sopran. Aus einem Dutzend Sängerinnen wählte sie jeweils eine aus, die anderen musste sie schweren Herzens ziehen lassen. "Darunter waren richtig gute Stimmen", erinnert sich Andrea Kautny.
Kurzerhand gründete sie einen Frauenchor, binnen kürzester Zeit wuchs die Mitgliederzahl in den dreistelligen Bereich. Zehn Monate nach Gründung fand das erste Konzert statt. 1200 Menschen erlebten die umjubelte Premiere in der schon Wochen vorher ausverkauften Jakob-Frantzen-Halle in Willich.
"Wir sind kein Heideröslein-Chor", stellt Kautny, die an der Landesmusikakademie das Fach Chorleitung studiert hat, mit Blick aufs Repertoire klar: "It’s raining men", "Pink Panther", ein Abba-Medley und fetzige Popsongs sieht Kautny als Gründe dafür, dass der Chor rasant weiterwächst. Damit der soziale Aspekt nicht zu kurz kommt, organisiert sie gerade einen Wochenend-Trip nach Münster, außerdem hat sie einen vorübergehenden Aufnahmestopp verhängt: "40Bewerberinnen stehen zurzeit auf der Warteliste."
Die ehemalige Bankerin und Mutter zweier Kinder kennt jede einzelne Stimme ihres Chors. "Ich habe ein drei- bis sechsstimmiges Baukastensystem entwickelt, dabei unterscheide ich zwischen Sopran, Mitte und Altstimmen, jeweils unterteilt in die Spitzen nach oben und nach unten." Für jedes Lied gibt es eine andere Aufteilung.
Die Leiterin dirigiert ohne Notenblätter. "Wir singen die Texte auswendig, also gehe ich mit gutem Beispiel voran." Das Singtraining unterstützt sie mit Übungs-CDs. Dafür singt sie jede Stimme selbst, nimmt sie einzeln auf und mischt sie zusammen, so dass die Chorsängerinnen hören können, wie das Stück im Ganzen und wie ihre eigene Tonlage im Einzelnen klingt.
"Okay, Leute, ,Sister Act’ steht auf dem Programm. Wir fangen mit dem Rock ’n’ Roll-Teil an", gibt Kautny vor. Waren sie zu Beginn der Probe noch müde oder erschöpft vom langen Tag, so hellen sich die vielen Gesichter mit jedem neuen Lied weiter auf.
Spätestens bei "Lullaby of Broadway" aus dem Musical "42nd Street" ist die Energie im Saal deutlich zu spüren. "Der Spaßfaktor ist mir sehr wichtig, Proben müssen Freude machen", sagt Andrea Kautny.