St. Tönis: H2Oh baut Personal ab
Schwimmbad: Die Niederrheinwerke trennen sich von einigen Beschäftigten, andere sollen über Zeitarbeit wiederkommen.
Tönisvorst. Es kommt nicht zur Ruhe, immer wieder sorgen Meldungen für Unruhe im Schwimmbad H2Oh an der Schelthofer Straße in St. Tönis. Diesmal geht’s um die Beschäftigungsverhältnisse eines Teils der Belegschaft. Einige Teilzeit- und 400-Euro-Kräften haben vom Badbetreiber Niederrheinwerke den Vertrag nicht verlängert bekommen, andere sollen über Zeitarbeitsfirmen neue Arbeitsverträge unterschreiben - zu schlechteren Konditionen.
Dabei hatte vor Jahresfrist noch alles so positiv ausgesehen. Nach zähen Verhandlungen hatten die Niederrheinwerke Viersen das Bad übernommen. Noch im Stadtrat hatte dessen Chef Frank Kindervatter erklärt, es werde keine Kündigungen geben, alles bleibe zunächst beim Alten. Unter "zunächst" hatte sich offenbar die Zeitspanne von einem Jahr verborgen. Das ist jetzt vorbei.
Hinter vorgehaltener Hand hatte Kindervatter wohl mehrfach erklärt, dass das Bad zu viele Mitarbeiter habe. Dennoch hatte er immer wieder versucht, zu beruhigen.
Jetzt ist die Verunsicherung groß. "Das ist ja wie bei Schlecker", sagt ein Betroffener. Viele wüssten nicht weiter, es seien sogar bereits Tränen geflossen. Während der Verlust für die Betroffenen zum Teil groß ist, soll sich die Einsparung für die Niederrheinwerke durchaus in Grenzen halten, die Rede ist vom "unteren vierstelligen Bereich".
Nicht betroffen von der neuen Regelung sind die Schwimmbad-Mitarbeiter, die bei der Stadt angestellt sind. "Für diese wird es auch eine solche Lösung nicht geben. Hier stehe ich persönlich im Wort", betont Bürgermeister Thomas Goßen, der von der WZ über diese Regelung erfährt. Natürlich seien ihm die Betroffenen genauso wichtig. "Es gibt schon eine gewisse Verwunderung", betont er. Am 14. April gibt es eine Sitzung des Beirates der Stadtwerke. "Da werden wir das sicher besprechen müssen."
Natürlich, so betont Goßen, müssten die Niederrheinwerke einen solchen Schritt nicht mit ihm abstimmen, aber nachfragen wolle er denn doch. Und auch wenn er als höflicher Mensch es nicht sagt: Er wirkt ganz schön angefressen.
Ganz klar dagegen fällt die Stellungnahme von Klaus Glier von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi besonders zu den Billig-Jobs aus: "Da wird das geschaffen, was wir prekäre Arbeitsverhältnisse nennen. Das führt teilweise dazu, dass Menschen Hartz-IV-Zuschüsse in Anspruch nehmen müssen, obwohl sie arbeiten. Das ist außerdem Raubbau an unseren Sozialkassen", sagt der Gewerkschafter. Und fordert unmissverständlich: "Arbeitgeber und Politiker müssen mit diesem Unsinn aufhören. Das führt in eine Sackgasse."
Was sagt der Betreiber zu der Angelegenheit? Schon bei der Übernahme des Bades hätten 16 Mitarbeiter nur befristete Arbeitsverträge gehabt. "Wir haben aus Kulanzgründen verlängert, um den Menschen den Übergang in eine neue Arbeit zu erleichtern", sagt Niederrheinwerke-Chef Frank Kindervatter in einer schriftlichen Stellungnahme. Acht Verträge seien verlängert worden, von fünf Mitarbeitern wolle man sich trennen. Drei sollen über eine Zeitarbeitsfirma beschäftigt werden. "Diese personelle Flexibilität benötigen wir derzeit, um die Stammbelegschaft zu sichern." Schon bei der Übernahme sei klar gewesen, "dass der Personalstand im Vergleich zu anderen Bädern sehr hoch ist".