Breakdance in St. Tönis: Vom Slum in die Apfelstadt
Was sich in den 70er Jahren in New York entwickelt hat, kann man heute in Tönisvorst lernen: Breakdance. Die Übungen, die er den Kursteilnehmern jetzt abverlangte, hatten es in sich.
St. Tönis. Wohin mit all den überschüssigen Kräften und Aggressionen? Die Kids in den Slums von New York fanden Ende der 70er Jahre eine Antwort aus diese Frage: Sie lautete Breakdance. Warum soll das, was in "Big Apple" Sinn macht, nicht auch in der Apfelstadt funktionieren?
Die Breakdance-Kurse im Jugendfreizeitzentrum an der Gelderner Straße waren auf jeden Fall ausgebucht. Wer Breakdance kann, stählt nicht nur seinen Körper, er gehört auch dazu, wird bewundert. Kursleiter Edis Sehovic (23) hatte ebenfalls klein angefangen und tritt mittlerweile vor großem Publikum auf.
Die Übungen, die er den Kursteilnehmern jetzt abverlangte, hatten es in sich. "Rechtes Beim anwinkeln so weit wie möglich, die Zehen des ausgestreckten Beines mit der Hand berühren". So oder ähnlich lauteten die Kommandos, deren Umsetzung mitunter von einem Stöhnen begleitet war.
Während im ersten Kurs ausschließlich Jungs mitmachten, hatten sich in die zweite Gruppe mit Linda (12) aus Grefrath und Loreen (10) aus St. Tönis auch zwei Mädchen angemeldet. Wie gefiel ihnen der Breakdance-Kurs: "Echt cool!" Enrique (8) war ebenfalls begeistert, möchte gerne auf dem Gelernten aufbauen. Der Junge, der in der Schule gewisse Probleme hat, machte die Erfahrung, dass ihm Sport gut tut.
Tim (10) war durch seinen Freund Philipp (10) zum Breakdance-Kurs gekommen - die drei Stunden sollten die beiden Jungs nicht bereuen. Mit "Uprocks" war es losgegangen, einer leichten Choreographie im Stehen. "Breakdance besteht aus zwei Elementen: Das ist zum einen das Musikalische, aber auch das Akrobatische", erklärte Edis Sehovic, der gerne Sport studieren möchte, gegenüber unserer Redaktion.
Kraft und Körperspannung seien wesentliche Voraussetzungen für einen guten Breakdancer. Der Sport sei von Männern erfunden worden und werde hauptsächlich von Männern ausgeübt. In einem Punkt korrigiert sich Edis schnell: "Breakdance ist eigentlich keine Sportart, es gibt kein Regelwerk - Breakdance ist Kunst."
Wie dem auch sei, mit seinen Schülerinnen und Schülern, seien es nun Sportler oder Künstler, konnte er zufrieden sein. Das Erlernte langte sogar, um eine Haltebewegung, die in Breakdance-Kreisen "Freeze" genannt wird, vorzuführen.