Anrath: Bischof gab sich ganz volksnah
St. Johannes: Der Aachener Oberhirte Heinrich Mussinghoff hielt am Samstag ein Pontifikalamt in Anrath.
Anrath. Es war ihm anzumerken, dass er froh war, diesmal nicht im Mittelpunkt zu stehen. Auch wenn viele Gläubige den Blickkontakt und später beim Empfang das Gespräch mit ihm suchten. Gemeint ist der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff, dessen 70. Geburtstag tags zuvor noch im Aachener Dom feierlich zelebriert und später gefeiert worden war. Keinesfalls verkatert, sondern hellwach war der Bischof beim samstäglichen Pontifikalamt in der katholischen Anrather Pfarrkirche St. Johannes.
Neben Kardinal Joachim Meisner war Heinrich Mussinghoff der zweite hohe kirchliche Würdenträger, der binnen kürzester Zeit nach Anrath kam. Der Aachener Bischof kam zum Kirchweihfest, das die Veranstalter anlässlich der tausendjährigen Geschichte Anrath in den kompakten Terminkalender gesetzt hatten. Das Fest sollte an die Weihe der katholischen Kirche in Anrath erinnern, Über die erste Anrather Kirche gibt es keine verlässlichen Informationen. Man weiß, dass sie wohl im 10. Jahrhundert errichtet und dass die derzeitige Kirche St. Johannes am 30. Oktober 1898 vom Kölner Weihbischof Fischer geweiht wurde.
Nach dem Pontifikalamt, das nahezu 500 Gläubige erlebten und das Bischof Mussinghoff mit Pfarrer Markus Poltermann, Diakon Klaus Molzberger und den beiden Gemeindereferentinnen Sabine Grotenburg und Ulrike Glutting gestaltetete (neben den Kirchenchören aus Anrath und Schiefbahn), ging es zum Empfang in die Hausbrauerei Schmitz-Mönk.
Der Bischof gab sich dort volksnah und suchte das Gespräch mit den Menschen. Darunter war unter anderem die Vorsitzende des Bürgervereins, Karla Meiendresch, die zum besonderen Jubiläum gratulierte und dem sehr aktiven Kirchbauverein St. Johannes hundert Euro übergab.
"Die Geschichte des Glaubens sollte hier in Anrath noch mindestens weitere tausend Jahre weitergehen", sagte der Bischof, der erst vor wenigen Wochen mit den "Rittern vom Heiligen Grab" einen Gottesdienst in der Neersener Kapelle "Klein Jerusalem" gefeiert hatte. Bürgermeister Josef Heyes übergab dann auch Heinrich Mussinghoff den neuesten Bildband der Kapelle.
Barbara Lohr vom Pfarrgemeinderat hieß zum Empfang etwa 150 Vertreter des öffentlichen Lebens willkommen. Bürgermeister Heyes gratulierte Anrath noch einmal zum seltenen Geburtstag, nannte die eine oder andere "Enttäuschung über die eigene Amtskirche", stellte aber heraus, dass "viele Gläubige hier nie resigniert hätten und sich nach wie vor im Glauben und in der Kirche zu Hause fühlen." Josef Heyes hatte seine schwarze Aktentasche mitgebracht. Darin befand sich das Goldene Buch der Stadt Willich, in das sich der Aachener Bischof gerne eintrug. Gegen 22 Uhr verließ er mit seinem Fahrer Anrath: "Es war sicherlich nicht mein letzter Besuch in der Stadt Willich."