Anrath: Ein Pate für den Bahnhof

Norbert Weinhold kümmert sich um den Haltepunkt in Anrath.

Anrath. Der Fahrkarten-Entwerter ist mal wieder kaputt. Der Papierkorb ist abgetreten worden. Die Sitze im Wartehäuschen sind völlig verdreckt.

Für Fahrgäste der Deutschen Bahn, die sich bisher über solche Zustände am Anrather Bahnhof geärgert haben, gibt es eine gute Nachricht: Es ist Besserung in Sicht.

Der Anrather Norbert Weinhold kümmert sich nämlich seit einigen Wochen um das Erscheinungsbild des einzigen Haltepunktes der Bahn auf Willicher Stadtgebiet.

"Zweimal in der Woche mache ich einen Kontrollgang. Mängel, die ich dabei entdecke, gebe ich sofort an die verantwortliche Stelle in Duisburg weiter", verrät der 46-Jährige. Als offizieller Bahnhofspate hat er einen "guten Draht" zu den Mitarbeitern: "In der Regel wird das, was ich bemängele, schnell behoben." Wenn Gefahr im Verzug sei, sogar am gleichen Tag.

Doch wie ist Weinhold überhaupt auf die Idee gekommen, Bahnhofspate zu werden? "Ich bin in der Willicher FDP. Als sich meine Partei vor einigen Monaten für mehr ehrenamtliches Engagement aussprach, habe ich gedacht: Da gehe ich mit gutem Beispiel voran. Denn Ehrenamt bedeutet auch, Verantwortung zu übernehmen." Ratsherr Ralf Klein habe ihm dann den Tipp mit der Patenschaft gegeben: "Ich selbst nutze den Bahnhof eigentlich kaum."

Schon seit zehn Jahren gibt es in Nordrhein-Westfalen ehrenamtliche Bahnhofspaten. Ihr Ziel ist es, für mehr Komfort und Sauberkeit zu sorgen - vor allem an den kleinen Stationen, die kein eigenes Personal haben, wie Bahnsprecher Udo Kampschulte erklärt: "Wir begrüßen den Einsatz der Ehrenamtler sehr."

Beim Kontrollgang über die beiden Bahnsteige in Anrath stellt Norbert Weinhold erfreut fest: "Der von mir reklamierte Papierkorb wurde erneuert." Dagegen ist die Holzschwelle, die ein Unbekannter angezündet hat, noch nicht ausgetauscht worden. Die Kreidemarkierung zeige aber, dass schon jemand vor Ort war, sagt Weinhold. Auch die gebrauchte Spritze, die er kürzlich am Rande der Gleise entdeckt habe, sei entfernt worden.

An Gleis 1 fallen dem 46-Jährigen einige Pflaster auf, die sich in Richtung Schienen gefährlich abgesenkt haben. Sofort geht er zur Info-Säule auf dem Bahnsteig und nimmt Funk-Kontakt mit Duisburg auf. Dort kennt man ihn schon: "Wir kümmern uns drum, Herr Weinhold."