Anrath: Knast braucht Personal

Überbelegung und Überstunden sorgen im Anrather Gefängnis für Probleme. Die Sicherheitslage sei gut, sagt die Leiterin.

Anrath. Nach dem spektakulären Ausbruch zweier Schwerverbrecher aus der Justizvollzugsanstalt Aachen sind die Gefängnisse in NRW ins Gerede gekommen. Wie sieht die Sicherheitslage im Anrather Männerhaus aus? Nach Auskunft von Leiterin Beate Peters besser denn je: Durch die neue Außenpforte und die erst jüngst errichtete Mauer mit Sicherheitszaun sei der "klassische Ausbruch" enorm erschwert worden. "In dem Moment, wo ein Beamter gemeinsame Sache mit Gefangenen macht, helfen aber auch die besten technischen Voraussetzungen nicht", räumt sie aber mit Blick auf Aachen ein.

Die Probleme in Anrath sind ähnlich wie an anderen Haftanstalten: Es gibt hohe Krankenstände (über zehn Prozent) und eine dünne Personaldecke, was zu vielen Überstunden führt. Gut 100 habe jeder der 300 Vollzugsbediensteten der JVA Willich (einschließlich der Zweiganstalten Krefeld und Gladbach) im Moment auf dem Konto. Und es wären sogar weit mehr, wenn nicht viele Überstunden ausbezahlt worden wären.

"Wer regelmäßig 12-Stunden-Schichten macht, am Wochenende arbeitet und kaum auf Wunsch frei bekommt, ist nicht zufrieden", räumt Peters einen gewissen Frust bei ihren Mitarbeitern ein. Sie hofft, dass sich an dieser Lage durch die Besetzung noch offener Stellen im nächsten Jahr etwas ändert. Parallel dazu laufe eine Gesundheitsstudie, an der über 40 Prozent des Personals teilgenommen habe.

Nach dem Neubau der Außenpforte sind der JVAWillich 15 Stellen bewilligt worden. Einige davon sind noch offen. Andere wurden durch neue Kräfte besetzt, die aber erst noch eingearbeitet werden müssen und daher kaum für Entlastung sorgen.

Ein weiteres Problem: die Überbelegung. 415 Haftplätze gibt es in Anrath, untergebracht sind aber im Durchschnitt 460 Gefangene. Das führt laut Peters zu einer "drangvollen Enge" - entsprechend angespannt sind die Häftlinge. Verschärft wird die Lage durch fehlendes Personal für die psychologische Betreuung und durch fehlende Arbeitsmöglichkeiten.

Auf der anderen Seite sei der Umgangston zwischen Beamten und Häftlingen im Vergleich zu anderen Anstalten "moderat", betont Beate Peters. Die Behauptung, ihr Haus habe bei den Gefangenen im NRW-Vergleich einen besonders schlechten Ruf, kann sie deshalb nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: "Wenn wir schon mal einen Umzug nach Köln oder Kleve anbieten, meldet sich keiner freiwillig."