Anrath: WZ-Interview - „Ich hinterlasse ein motiviertes Team“

Gefängnis-Chefin Renate Gaddum über ihren Abschied aus Anrath.

Anrath. Renate Gaddum, wechselt am 4. November zur Justizvollzugsanstalt Euskirchen, wo 503 Männer - Stand Donnerstag - im offenen Vollzug inhaftiert sind. In Anrath II waren es bislang 191 Frauen im geschlossenen und rund 70 Frauen im offenen Vollzug. Gaddum hatte 111 Mitarbeiter.

Ihre Stelle, die sie seit sieben Jahren inne hatte, wird neu ausgeschrieben, wann sie besetzt wird, ist noch offen. Ebenso, ob es eine offizielle Verabschiedung gibt. Vor dieser Tätigkeit war Renate Gaddum stellvertretende Antaltsleiterin im Männergefängnis. Über ihre Wechsel und ihre Pläne sprach sie am Donnerstag mit der Westdeutschen Zeitung.

WZ: Frau Gaddum, Ihr Weggang aus Anrath kommt überraschend. Sie machten den Eindruck, als ob Ihnen der Strafvollzug für Frauen ein wichtiges persönliches Anliegen sei, was wird daraus?

Gaddum: Es stellt sich immer die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel, der trotzdem immer wieder notwendig ist. Es wäre übertrieben, wenn man die besondere Prägung der Anrather Anstalt an meiner Person festmachen würde.

WZ: Aber Ihr Anteil war doch ziemlich groß.

Gaddum: Ich konnte die Projekte nur fördern, die wir gemeinsam im Rahmen des Strafvollzugs installiert haben. Eigentlich ergeben sie sich aus dem besonderen Arbeitsklima hier. Meine Entscheidungen wurden immer im vollen Einvernehmen mit meinem Stellvertreter Dieter Paulus gefällt. Bewährtes wird in Zukunft nicht zurückgeschraubt.

WZ: Wie sieht der Einstieg für Ihren Nachfolger, Ihre Nachfolgerin aus?

Gaddum: Der- oder diejenige wird die neue Haftanstalt noch fertig einrichten müssen - und dürfen. Er oder sie hat da noch viel Gestaltungsmöglichkeiten, denn sieben Wochen nach dem Umzug lebt die neue Behörde noch nicht, auch wenn die Frauen ihre Hafträume schon bezogen haben und die Haftbereiche fertig eingerichtet sind.

WZ: Und die Beschäftigten?

Gaddum: Mein Nachfolger wird auf ein hochmotiviertes Team treffen, dessen Schwung er sich sicher nicht entziehen kann. Insofern wird nichts schlechter werden. Und ich werde Menschen zurücklassen, die mir viel bedeuten.

WZ: Können Sie die Projekte benennen, die Ihnen besonders wichtig waren?

Gaddum: Die Malgruppe, in der die Frauen zu einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung angeleitet wurden und viel Motivation für ihr Leben gezogen haben. Zum zweiten, die Mutter-Kind-Projekte im offenen Vollzug, die wir fast jedes Jahr anbieten, mit Hilfe des ehrenamtlichen Engagements von Inner Wheel - den Frauen der Rotarier. Und dann die Sportgruppen, denn ich selbst treibe auch gern Sport.