Anrath Anratherin bestreitet Tötung ihres Neugeborenen
Am zweiten Verhandlungstag in Krefeld sagte die Frau aus, die verdächtigt wird, ihr gerade entbundenes Kind erstickt zu haben.
Anrath. Die wegen Tötung ihres Neugeborenen angeklagte Frau aus Anrath hat gestern bestritten, ihren Sohn erstickt zu haben. Mehrere Stunden dauerte die Einlassung der 35-Jährigen vor dem Krefelder Landgericht. Es war der zweite Verhandlungstag.
Lange erzählte sie über Schuldgefühle, Beziehungsprobleme und Überforderung. Sie hatte ihre Schwangerschaft verheimlicht, unter anderem, damit der Kindesvater sie nicht beeinflussen könne. Das Kind sei plötzlich und unerwartet mehrere Wochen vor dem geplanten Termin in der Wohnung zur Welt gekommen. Ihr ehemaliger Lebensgefährte habe zu diesem Zeitpunkt gerade das Haus verlassen. Sie habe starke Schmerzen gehabt und sich hinlegen wollen, berichtete die Angeklagte. Das Kind sei innerhalb von wenigen Sekunden da gewesen, sie habe nicht gewusst, dass es schon soweit war.
Der Junge sei dann auf den auf dem Boden liegenden Bademantel gefallen. „Der hat nicht geschrien, und er hat auch nicht gestrampelt“, sagte die Angeklagte. Sie habe ihren Sohn zugedeckt und sich neben ihn auf den Boden gelegt. Der Bademantel habe sich zwar „richtig über dem Köpfchen“ befunden, „aber sein Gesicht war nicht zugedeckt“, versicherte die 35-Jährige.
„Ich weiß, dass ein Baby schreien muss“, sagte die zweifache Mutter. Es sei aber „Totenstille“ gewesen. „Ich habe keine Hilfe geholt, ich hätte vielleicht einfach schreien können“, fügte sie hinzu. Weil sie wusste, dass der Säugling nicht dort liegen bleiben konnte, habe sie ihn in eine Plastiktüte gelegt. Diese habe sie diese im Schrank versteckt. Ihr Motiv: „Ich wollte nicht, dass er mir weggenommen wird“, sie habe das Kind für immer in ihrer Nähe haben wollen.
„Vielleicht wäre alles anders gekommen“, sinnierte die Angeklagte, wenn sie rechtzeitig mit dem Kindesvater gesprochen und mit ihm gemeinsam eine Lösung gesucht hätte. Die Beziehung sei aber äußerst schwierig gewesen. Der Mann sei ihr Chef, die Beziehung sei in der Vergangenheit ein ständiges Auf und Ab gewesen.
„Ich hatte so Angst davor, dass er mir das Kind wegnimmt“, sagte sie über den Kindesvater. Grund zu schweigen sei gewesen, dass sie alleine die Entscheidung treffen wollte, ob sie das Kind zur Welt bringt. Zuvor habe es zwei Abtreibungen gegeben, die sie nicht verkraftet habe. Danach habe sie sich in psychiatrische Behandlung begeben.
Die Verhandlung wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Dann sollen weitere Zeugen gehört werden.