Apfelernte: Tönisvorst läutet die Saison ein - Sogar Aprikosen im Angebot
Tönisvorst. Wie im Akkord zupfen die Helferinnen die roten Früchte von den niedrigen Bäumen und legen sie in die Behälter hinter sich. Tönisvorst ist bekannt für seine große Auswahl an Äpfeln.
Und auch dieses Jahr beginnt die Ernte mit den Sommersorten Collina, Sunrise, Zari Zonga und Festival, die einen eher spritzigen Geschmack haben.
Die Stadt wird nicht umsonst die Apfelstadt am Niederrhein genannt. Zwischen Vorst und St. Tönis befinden sich insgesamt sieben Apfelbauern. Es handelt sich hier um das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet in Nordrhein-Westfalen. Auf insgesamt mehr als 100 Hektar Land verbreiten sich die verschiedenen Bauern mit ihren Plantagen.
„Tönisvorst ist das ideale Anbaugebiet für Äpfel, weil der Boden perfekt auf den Anbau abgestimmt ist, das Grundwasser in guter Qualität und ausreichender Menge vorhanden ist und so Trockenheit und Blütefrost vorgebeugt werden kann“, sagt Obstbaumeister Bernd Schumacher (32). „Auch die Durchschnitts-Temperatur von zehn Grad und die Niederschlagsmenge ist für den Apfel in diesem Gebiet hervorragend geeignet.“
Er selbst verkauft mit seinem Vater Rudolf 36 verschiedene Sorten des Obstes. An neuen Sorten wird fleißig experimentiert und gezüchtet — so gibt es neben den Klassikern, wie Elstar, Gala, Boskop oder Braeburn auch Besonderheiten wie den Santaner, der von 95 Prozent der Apfelallergiker aufgrund seines fehlenden Eiweiß-Moleküls gegessen werden kann. Auch den seltenen Königsapfel, der ein rotes Fruchtfleisch besitzt und oft zur Herstellung von Apfelsaft verwendet wird, findet man auf dem Obstgut der Schumachers.
Die Äpfel wachsen in voller Pracht und es gibt kaum einen Baum, von dem man nicht gern naschen würde. „2012 ist ein gutes Jahr. Auch wenn viele es als zu kalt empfinden, ist es für die Äpfel perfekt“, sagt Bernd Schumacher.
Das Schlimmste was jetzt passieren könnte wäre Hagel, der die Ernte zerstören würde. „Die Äpfel sind dann zwar nur äußerlich beschädigt und behalten ihren Geschmack, aber der Marktwert sinkt natürlich erheblich“, sagt Schumacher.
Gegen den Schmetterling „Apfelwickler“, dessen Raupen sich durch das Obst fressen, haben die Schumachers eine umweltfreundliche Lösung gefunden. Anstatt das Obst zu spritzen, werden Anfang Mai rund 3000 Kapseln pro Hektar aufgehangen. Diese riechen nach nach Apfelwicklerweibchen und sorgen bei den männlichen Tieren für Verwirrung. Sie können die Weibchen nicht mehr finden und sich somit auch nicht vermehren. Raupen gibt es auf diese Weise keine.
Dass das Klima insgesamt wärmer wird, lässt sich auch am Anbau der Obstsorten spüren. Blühten die Apfelbäume vor ein paar Jahren noch Anfang Mai, hat sich das inzwischen auf Mitte April vorverschoben.
„Den Elstar konnte man in den 60er-Jahren Mitte September ernten, mittlerweile kann man das schon einen Monat vorher tun. Durch das wechselnde Wetter sowie Hitze- und Kälteperioden können wir mittlerweile sogar Aprikosen anbauen“, sagt Bernd Schumacher.