Stimme abgeben Sie dürfen wählen – tun Sie’s auch!
Willich/Tönisvorst · Ein Appell zum Mitentscheiden – per Briefwahl oder am 13. September im Wahllokal.
Haben Sie schon mal Ihr Kreuzchen geschwänzt? Sind also nicht zu einer Wahl – Europa, Bund, Land oder Stadt – gegangen, obwohl Sie es gekonnt hätten? Sind Sie lieber ins Blaue gefahren oder auf dem Sofa geblieben? Hatten Sie wenigstens ein schlechtes Gewissen? Wenigstens einen Anflug davon?
Mir käme es nicht in den Sinn, nicht wählen zu gehen. Jetzt sagen Sie womöglich: „Na, sie hat leicht reden, sie muss sich ja von Berufs wegen mit Politik beschäftigen.“ Stimmt. Aber mit meinem Beruf hat meine Wahlfreude nichts zu tun. Vielmehr mit der Prägung im Elternhaus.
Wählen gehen bedeutet im besten Sinne Teilnahme, ist keine lästige Verpflichtung. Sie ist demokratische Kür mit olympischen Gedanken: Dabei sein ist alles. Auch wenn es anders ausgeht, als man es sich vor der Auszählung erhofft hatte.
Ich habe eine Stimme. So wie Sie. Vier Mit-Entscheidungen kann jeder einzelne von uns bis zum 13. September, 17.59 Uhr, treffen: Wer wird Landrat oder Landrätin? Wie setzt sich der Kreistag zusammen? Wer wird Bürgermeister oder Bürgermeisterin und welche Politiker arbeiten in den nächsten fünf Jahren im Stadtrat an der Entwicklung unserer Stadt mit?
Ich wähle in Viersen. Sie wohnen in Vorst oder St. Tönis? Dann sind Sie und 24 453 weitere Tönisvorster wahlberechtigt. Übrigens: 12 733 von ihnen sind weiblich und 11 769 männlich. Was für eine große Zahl. Eine satte Mehrheit an Stimmgebenden in der 30 000 Einwohner starken Stadt.
Und in Willich? Dort wurden 21 425 Wähler und 20 098 Wählerinnen benachrichtigt. Macht in der Addition also 41 523. Darunter sind 830 EU-Bürger. Die Zahl der Erstwähler in Willich ist beachtlich. 3071 dürften zum ersten Mal mitkreuzen, 1516 junge Männer, 1555 junge Frauen.
Meine Kinder sind, was eine Kommunalwahl angeht, beide Erstwähler. Meine Tochter ist tatsächlich Erstwählerin mit ihren 16 Jahren. Sie darf also zum ersten Mal nicht nur mit ins Wahllokal hinein, sondern auch mit eigenen Stimmzetteln in die Wahlkabine.
Sie freut sich. Und warum sie es tut, finde ich imponierend, weil wir ihr die Worte nicht in den Mund gelegt haben. „Ich gehe wählen, weil ich jetzt mitentscheiden kann. Das ist mir wichtig. Weil viele Wahlpunkte auch Jugendliche betreffen und ich mich angesprochen fühle. Und ich dadurch Jugendlichen, die noch nicht wählen dürfen, eine Stimme geben kann. Wir sind ja auf einer Wellenlänge.“
Wählen ist also eine Interessensvertretung im demokratischen Prozess der Mehrheitsfindung.
Wählen gehen kann man auch als eine Reaktion und Antwort auf den Wahlkampf sehen, als direkte Reaktion auf Argumente, die überzeugen, oder auf Haltung udn Gebahren, die man ablehnt. Oder – im Grundsatz verstanden – auch als Honorierung der politischen Aktivitäten.
Kaberettist Wilfried Schmickler hat sich vor kurzer Zeit in seiner WDR 2-Montags-Zugabe gefragt, was eigentlich „ein engagierter Kommunalpolitiker oder eine engagierte Kommunalpolitikerin verdient“. Also die Gestalter und Weichensteller vor Ort. Die, die für unsere Stimme zurzeit auf die Straße gehen, Plakate drucken lassen und sich in den Sozialen Medien ausbreiten. Er kommt zu dem Schluss: Sie verdienen Respekt. Für Fraktions-, Rats- und Ausschuss-Arbeit, für ihre Präsenz im Wahlkreis.
Respekt lässt sich auch an einer Quote gut ablesen: an der Wahlbeteiligung. 2014 lag sie beispielsweise bei der Ratswahl in Tönisvorst bei 54,14 Prozent. Bei damals 24 703 Wahlberechtigten ließen de facto rund 11 300 Bürger ihre Stimme also ungenutzt. Was wollen sie? Sind sie zufrieden? Oder schlicht desinteressiert?
Je breiter Bürger sich aufstellen und ihre Meinung ankreuzen, desto klarer wird das Stimmungsbild vor Ort. Wahlmüdigkeit ist nicht gut. Und wenn Politik auf Dauer müde, ausgelaugt und einfallslos wird, ihr der Anschub durch Bürgern fehlt, tut uns das allen nicht gut.