Aquarelle im Großformat

Der Anrather Künstler Reinhardt Heinen interpretiert Vermeer-Motive neu.

Anrath. Über seinem Kinderbett hing einst ein Poster mit einem Vermeer-Motiv. Das hat Reinhardt Heinen, Jahrgang 1954, offenbar nachhaltig geprägt, wie in seinem Haus am Amselweg deutlich wurde: Der Künstler und Kunsterzieher am Kempener Thomaeum hat sich aller von Jan Vermeer (1632 bis 1675) bekannten 37 Bilder angenommen und sie — als Aquarelle im Großformat — in Details neu interpretiert.

Während die Hälfte dieser Arbeiten in einer Galerie in Bad Münstereifel hängen, war die andere Hälfte jetzt im Hause des Künstlers zu bewundern. Heinen hat sich bei der Umsetzung des Vermeer-Projektes die eine oder andere künstlerische Freiheit herausgenommen. So sind seine Interpretationen um ein Vielfaches großformatiger.

Hatte Vermeer Bilder von Menschen in ihrer häuslichen Umgebung gemalt, machte Heinen jetzt Niederrhein-Landschaften daraus und ins Bild des Astronomen baute er ein modernes Hubble-Teleskop ein.

Besonders viel Mühe und Zeit musste er in die Variation von „Die Straße in Delft“ investieren: Weil die Farbe Weiß beim Aquarellieren durch Weglassen von Farbe erzielt wird, musste er angesichts der vielen weißen Fugen der filigranen Backstein-Motive besonders akribisch vorgehen.

Reinhardt Heinen benutzt ausschließlich speziellen Büttenkarton aus Italien. Auf diesem Karton malte er auch abstrakt. So entstand eine Reihe großformatiger Aquarelle — sie sind total ungegenständlich und damit das Gegenstück zu den Vermeer-Variationen.

Der Künstler arbeitete mal mit mehr, mal mit weniger Wasser, aus dem Wissen schöpfend, das er in mehr als 40 Jahren angesammelt hat. Und das ihm unter anderem den Karl-Lauterbach-Preis inklusive Einzelausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum eingebracht hatte.