Angebot des Kreisjugendamtes „Kindertagespflege ist ein toller Beruf“
Tönisvorst. · Astrid Schroers und Jutta Maly bieten Eltern mit kleinen Kindern eine Anlaufstelle in Tönisvorst.
Zu ihnen kommen diejenigen, die sich vorab informieren wollen, welche Möglichkeiten es für die Betreuung ihres Nachwuchses gibt, genauso wie Eltern, deren geplante Betreuung geplatzt ist oder deren Kinder keinen Platz in einer Kindertagesstätte bekommen haben und die nun Pflegeeltern suchen. Manchmal wollen die Besucher aber auch einfach nur reden, über die Trennung vom Partner beipielsweise oder die Schwierigkeiten als Alleinerziehende mit einem oder mehreren Kindern. Jutta Maly und Astrid Schroers hören zu und informieren. Die beiden Frauen leiten die beiden Stützpunkte Kindertagespflege in
Tönisvorst.
Mit dem Modell war der Kreis Viersen einst bundesweiter Vorreiter: Qualifizierte und erfahrene Tagesmütter bieten auf Honorarbasis in Familienzentren und Kindertageseinrichtungen regelmäßig eine Sprechstunde an. Entstanden war die Idee im Kreisjugendamt im Rahmen des Aktionsprogramms Kindertagespflege. Diese Sprechstunde soll Eltern Informationen zur Kindertagespflege, speziell zum Antragsverfahren, geben und Fragen klären, bevor der Antrag beim Kreisjugendamt gestellt wird. Die Vermittlung von Tagespflegepersonen bleibt dabei in der Hand des Jugendamts.
Außerdem können sich Bewerber, die sich für die Tätigkeit als Tagespflegeperson interessieren, an den Stützpunkten über die Voraussetzungen und das Bewerbungsverfahren informieren. Das Angebot der Stützpunkte diene dazu, die Tagespflege auszubauen und Tagespflegepersonen untereinander besser zu vernetzen, hieß es damals. Im Mai wird es zehn Jahre alt.
Astrid Schroers ist seit mehr als 20 Jahren Tagesmutter. Die 52-Jährige betreut die Kinder in ihrem Haus in St. Tönis; aktuell sind alle ihre Schützlinge um die zwei Jahre alt. Zuvor arbeitete Schroers in der Schulverwaltung der Stadt Krefeld. Auch Jutta Maly (72) hat lange Erfahrung mit der Kinderbetreuung. Vor 15 Jahren begann sie als Tagesmutter, seit etwa neun Jahren arbeitet sie als Kinderfrau für eine Familie. „Es ist ein toller Beruf“, sagt Schroers. Neben dem Spaß an der Arbeit mit Kindern gebe es positive Nebeneffekte. So habe sie als Tagesmutter beispielsweise auch gut für ihre eigenen Kinder da sein können, als diese noch klein
waren.
Schroers bietet in ihrem Kindertagespflegestützpunkt in St. Tönis zudem den Arbeitskreis der Tönisvorster Tagesmütter an. Darin informiert sie über Neuerungen in der Tagespflege, beantwortet aber auch Fragen zu Steuern, Versicherungen und Fortbildungsmöglichkeiten. In den Gesprächen erkennt sie einen Trend: „Viele Tagesmütter machen die Betreuung heute gerne in angemieteten Räumen und nicht in ihrem Zuhause.“
In Tönisvorst gibt es derzeit etwa 25 Tagespflegepersonen, die offiziell mit dem Jugendamt des Kreises Viersen zusammenarbeiten, davon fünf im Stadtteil Vorst. Derzeit sind alle weiblich. Laut Astrid Schroers besitzen in Tönisvorst allerdings auch drei Männer eine Pflegeerlaubnis, einer von ihnen sei gemeinsam mit seiner Frau
aktiv.
Die Kindertagespflege ist eine flexible und familiennahe Betreuungsform, die teilweise kurz nach dem Mutterschutz beginnt und bis zu einem Alter von 14 Jahren gehen kann. Überwiegend seien die Kinder aber zwischen einem und drei Jahre alt, erläutert die
Fachfrau.
Zu Schoers, die ihre Sprechstunden in dem städtischen Familienzentrum „Villa Gänseblümchen“ abhält, und Maly kommen junge Eltern aber auch viele Schwangere und noch mehr Zugezogene, die noch kein eigenes Netzwerk in ihrer neuen Heimat haben, berichtet Jutta Maly: „Die sind völlig
fremd.“
Sie selbst ist für Sprechstunden in den Einrichtungen „Drei-Käse-Hoch“ und „Kunterbunt“ in Vorst anzutreffen – und enorm wichtig, wie Andrea Kern findet: „Ich kann mir das gar nicht mehr anders vorstellen“, sagt die Leiterin des Familienzentrums „Drei-Käse-Hoch“. „Wir freuen uns über die Kooperation.“ Für Eltern, die sich nicht auskennen, biete der Stützpunkt schnelle Hilfe auf einem kurzen Weg.
Denn Maly und Schroers vermitteln zwar nicht selbst die Tageseltern, aber sie haben den Überblick – welche Kosten auf die Eltern zukommen, ob die Tagesmutter einen Garten, ein Haustier oder eigene Kinder hat. „Wir können schon mal sortieren“, sagt Schroers. Die Anzahl der Plätze bei den Tagesmüttern variiert zwischen jeweils einem und acht, wobei maximal fünf Kinder auf einmal betreut werden dürfen. Auch deswegen sagt Schroers: „Wir Tagesmütter brauchen ganz dringend ein Vertretungssystem.“ Weil die Tagesmütter ausgelastet seien, sei eine Vertretung beispielsweise im Krankheitsfall oder bei einer Beerdigung nicht so einfach zu organisieren.
Ein Problem sehen die beiden Tönisvorsterinnen auch in mangelnder Wertschätzung. „Wir haben leider keine große Lobby“, sagt Schroers. emy