Auf der Spur der goldenen Knolle

Landrat Peter Ottmann warf einen Blick auf die heimische Kartoffelproduktion.

Vorst/Anrath. „Immer wieder gerne“, sagt Landrat Peter Ottmann über die Kartoffel. Und auch Ehefrau Katharina kann der Knolle etwas abgewinnen: „Am liebsten ganz einfach, mit Quark, wobei die Kartoffel ruhig etwas mehlig sein kann.“ Mit Vertretern von Landwirtschaftskammer, Kreis- und Ortsbauernschaften war das Ehepaar Ottmann jetzt auf „Kartoffel-Tour“.

Erste Station war der Familienbetrieb von Hans-Leo (58) und Andre (29) Sieben in Anrath . Für die beiden Erzeuger und Vermarkter gilt schon seit langem: „gebürstet, auf keinen Fall gewaschen“. So schmeckt die Kartoffel besser und hält länger. Die Siebens kennen sich aus, bewirtschaften sie doch seit langem rund 50 Hektar. Dazu kommen rund fünf Hektar Zuckerrüben. Auf den Feldern werden fast das ganze Jahr hindurch zwölf verschiedene Sorten angebaut. In der Erde stecken jetzt schon die späten Sorten, wie „Laura“, „Marabel“ oder „Cilena“.

Andre arbeitet in vierter Generation auf dem Hof. Der Betrieb beliefert Hofläden, Wochenmärkte und Privatkunden — aber auch Rewe-Märkte in Willich und Krefeld. Andre: „Oberstes Gebot bei uns sind die kurzen Wege zum Endverbraucher.“

Wie war die letzte Ernte? „In diesem Jahr war die Witterung schon sehr extrem, im Frühjahr hatten wir eine etwa zehnwöchige Trockenheit und Anfang Juli kam der Regen“, sagen die Vorster Kartoffelbauern. Die Erträge der frühen Kartoffeln waren dennoch wegen der optimalen aber auch teureren Beregnung gut. Einen konstanten Herbst vorausgesetzt, hoffen die beiden, in diesem Jahr eine Gesamterntemenge von rund 2400 Tonnen zu erreichen.

Aufgrund des knappen Angebots im Winter und Frühjahr wurden vom Großhandel bis zu 30 Euro je hundert Kilogramm Kartoffeln gezahlt. Hans-Leo Sieben: „Derzeit ist es aufgrund des zu reichlichen Angebots noch die Hälfte.“ Willichs Ortsbauern-Vorsitzender Theo Heyes, der selbst Kartoffeln anbaut, spricht derzeit bei den für die Pommesherstellung genutzten „Industriekartoffeln“ von einem Tiefstand: „Zuletzt waren es pro hundert Kilogramm nur sieben Euro.“

„Unsere Kartoffeln stammen von 60 bis 70 Betrieben aus der Region, die meisten sind aus dem Umkreis von rund 30 Kilometern“, sagt wenig später in Willich Theo Tolls (44) von der Tolls GmbH. Der Willicher Landwirt Bernd Kellermann hat ihm gerade zwei Hänger voll mit der Sorte „Ambassador“ gebracht. Nach weniger als einer Stunde sind die 30 Tonnen Kartoffeln von Erde und Steinen befreit und kontrolliert worden. Sie werden sofort auf einen Laster verfrachtet, der sie noch am Abend zu einem belgischen Pommes-Hersteller fährt.

Tolls, seit 1890 auf dem Markt, hat als zweites Standbein die Anlieferung von Heizöl, Diesel und Schmierstoffen. Kartoffeln sortiert, lagert und kühlt das Unternehmen. Von Juni bis Oktober ist Qualitätsprüfer Rainer Jansen dort bei der Arbeit. Zu grüne Kartoffeln oder Kartoffeln mit ungenügender Stärke werden aussortiert.

Etwa 70 000 Tonnen werden so jährlich verarbeitet; etwa zur Hälfte gehen die Knollen dann an Pommes- oder Chips-Hersteller und an die Verpackungsbetriebe.