Mc Zahn: Arzt vor Gericht
Der Mediziner soll 365 000 Euro aus der Gesellschaft abgezweigt haben. Prozess im August.
Krefeld. „Zahnersatz zum Nulltarif“ — mit diesem Werbeslogan machte die Discounter-Kette Mc Zahn bundesweit Schlagzeilen. Billige Anfertigung in China, keine Zuzahlung für den Patienten — diese Aussicht lockte viele Patienten in die Praxis im Behnisch-Haus.
Die seit Jahren insolvente Aktiengesellschaft mit Hauptsitz in Willich, die im Franchising-System Lizenzen an Zahnärzte veräußerte, war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft allerdings ein Selbstbedienungsladen.
Nachdem bereits dem einstigen Mc-Zahn-Gründer vorgeworfen worden war, 900 000 Euro aus der Firmenkasse abgezweigt und die Kassenzahnärztliche Vereinigung um eine ähnlich hohe Summe betrogen zu haben, muss sich ab dem 16. August nun ein weiteres früheres Vorstandsmitglied vor Gericht verantworten.
Die Vorwürfe gegen den Zahnarzt (32) aus Krefeld klingen genauso, allerdings ist die Schadenssumme niedriger als mutmaßlich beim Firmengründer, der im vergangenen Jahr Selbstmord beging.
Das Schöffengericht hat sich in diesem Fall „nur“ mit einem Schaden von 365 000 Euro zu befassen, so die Summe aller Vorwürfe der Staatsanwaltschaft.
Damit der in China gefertigte Zahnersatz in Deutschland verwendet werden darf, ist für jedes Einzelstück eine so genannte Konformitätserklärung eines Zahntechnikers erforderlich.
Den gab es auch — aber nach September 2007 war er für Mc Zahn nicht mehr tätig, seine Erklärungen wurden aber trotzdem weiterverwendet. Das soll der nun beschuldigte Zahnarzt gewusst und dabei Leistungen bei der Kassenärztlichen Vereinigung abgerechnet haben. Schaden dort laut Anklage: knapp 50 000 Euro.
Rund 25 Mal soll der 32-Jährige zudem Gelder aus der Gesellschaft privat verwendet haben, ohne dass er das Recht dazu hatte. So wird ihm vorgeworfen, seinem Vater einen fabrikneuen Mercedes überlassen zu haben, der von Mc Zahn geleast und auch gezahlt wurde. Der Vater hatte allerdings keinerlei Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmen.
Ohne Beschluss des Aufsichtsrates soll sich der Zahnarzt zudem im November 2009 exakt 109 000 Euro ausgezahlt haben. Durch neun Überweisungen haben er in den Jahren 2007 und 2008 dem Unternehmen weitere 44 300 Euro entzogen und privat verwendet.
Mit einer Kreditkarte, die dem 32-Jährigen für betriebliche Zwecke zur Verfügung stand, soll er zudem Privates abgerechnet haben: Einkäufe und sogar eine Hochzeitsfeier wurden gebucht, deren Wert sich auf 7841 Euro belief.
Der Zahnarzt hat laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zudem die Geschäftsführerin einer verbundenen Gesellschaft aufgefordert, Gelder nicht auf das Konto von Mc Zahn, sondern auf sein privates zu zahlen. Dabei sei ihm bewusst gewesen, dass die Mc Zahn AG zahlungsunfähig war.
Später stellte die Aktiengesellschaft dann einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht. Insgesamt soll der Beschuldigte über die verbundene Gesellschaft knapp 125 000 Euro erlangt haben.