Auf Schusters Rappen zum Grab des Apostels in Trier
Die Matthias-Bruderschaft Schiefbahn existiert seit 250 Jahren. Das wird Anfang November mit einem Festakt und einer Ausstellung im Heimatmuseum gefeiert.
Schiefbahn. „Zu welchem Konzert wollt Ihr denn?“, fragten verdutzt einige junge Leute, als ihnen im vergangenen Jahr in unmittelbarer Nähe des Nürburgrings Mitglieder der St. Matthias-Bruderschaft mit dem Pilgerkreuz entgegen kamen.
Brudermeisterin Monika Goertz erklärte: „Wir wollen zum Apostelgrab des Heiligen Matthias nach Trier.“ Während sich die einen das Konzert „Rock am Ring“ ansahen, hatten die Fußpilger ganz anderes im Sinn, gleichwohl bei ihnen auch der „Heilige Rock“ eine Rolle spielt.
Denn offiziell treffen sich jährlich tausende zur „Heilig Rock Wallfahrt“ in Trier und im dortigen Dom, wo einer alten Überlieferung zufolge der Leibrock Jesu Christi aufbewahrt wird.
Monika Goertz, die seit 1998 die Schiefbahner Brudermeisterin ist, hat derzeit mit ihrem Team eine Menge zu tun. Denn es gilt das Jubilläum zum 250-jährigen Bestehen vorzubereiten. Das wird am Samstag, 3. November, mit Gottesdienst, Festakt und Ausstellung im Forum des St. Bernhard Gymnasiums und anschließend im Heimatmuseum gefeiert.
Neben der Brudermeisterin und ihrem Ehemann Werner Goertz arbeiten gerade Paul-Günter Krämer, Margret Pilger, Werner Tillmanns, Stephanie Baues, Ingo Ladwig sowie Edith und Reinhard Marx an einer Festschrift, die auch an den Ursprung der Pilger-Bruderschaft erinnert.
Lange Zeit war die Entstehungsgeschichte unklar. Erst in einem vergilbten Bruderschaftsbuch in der Abtei St. Matthias in Trier fand sich ein Eintrag aus dem Jahr 1762. Damals hatten sich dort 80 Bruderschaften getroffen, darunter auch eine aus „Siebam zu Anrode“. „Und das muss Schiefbahn gewesen sein“, waren sich die Historiker einig.
Monika Goertz, die in Schwaben zu Hause ist („Dort galt das Pilgern als eine fromme Übung für Betschwestern“), hat sich davon infizieren lassen: „Die Wallfahrten geben mir Kraft, Hoffnung und inneres Wohlbefinden.“
Zuletzt hatten sich 34 Pilger auf den Weg gemacht. Erst mit dem Bus bis zum Nürburgring, dann auf Schusters Rappen etappenweise über Schalkenmehren, Landscheid bis Kordel und zum Apostelgrab, zu Fuß etwa 80 Kilometer an drei Tagen.
Einige fahren mittlerweile die ganze Strecke mit dem Bus. So der heute 87-jährige Johannes Pilger, der seit 1966 die Routen ausarbeitete. Jetzt ist für die Quartiersuche seine Tochter Margret verantwortlich.
Die französische Besatzung und die beiden Weltkriege sorgten dafür, dass das Bruderschaftsleben einige Zeit zum Erliegen kam. Im Jahr 1806 stellte der damalige Schiefbahner Pastor, Kapuzinerpater Petrus Antonius Lachmeyer, ein Regelwerk für die Fuß-Wallfahrten auf.
Darin heißt es unter anderem: „Auf der Reise darf kein Geld aus der Collecte verwendet werden, denn ein jeder Pilger muss sich auf der Reise selbst ernähren und beköstigen.“ Und der mitgehende Brudermeister sollte ein „wachsames Auge auf alle Pilger haben, damit nichts Ungebührliches vorgehe.“
Und wenn man in den eigenen Reihen einen Übeltäter erwische, solle dieser „ohne Murre“ die Strafe annehmen. Ob‘s konkret zu „Übergriffen“ kam, ist allerdings nicht überliefert . . .
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es bis zum Jahr 1965, bis wieder eine Fußwallfahrt stattfand. Dafür hatten sich damals Brudermeister Karl Kaulen und Pastor August Peters stark gemacht. Karl Kaulen führte die Bruderschaft bis 1980, ihm folgten Johannes Jung (bis 1990), Dieter Schroers (bis 1998) und dann eben Monika Goertz, die übrigens in der katholischen Pfarrgemeinde St. Hubertus eine Vielzahl von weiteren ehrenamtlichen Aufgaben hat.
Unter anderem ist sie Lektorin und Kommunionshelferin, sie singt im Kirchenchor und macht bei der Leprahilfe mit. Nicht minder engagiert ist Paul Günter Krämer. Zahlreiche Mitglieder sind seit Jahrzehnten dabei. Den Rekord bei den Fußpilgerungen hält Willi Kaules, der 2009 zum 40. Mal dabei war.