Automaten-Sprengungen machen den Banken Sorgen
Täter setzen sogar Sprengstoff ein, um Geldautomaten zu knacken. Die Kreditinstitute passen Sicherheitskonzepte ständig an.
Kreis Viersen. Eine erschreckende Bilanz: Die Zahl der Geldautomaten-Sprengungen hat sich im vergangenen Jahr in Nordrhein-Westfalen mit 136 Fällen im Vergleich zu 2015 mehr als verdoppelt. In diesem Jahr geht die unheilvolle Serie unvermindert weiter. Nach Sprengungen in Duisburg und Recklinghausen war vergangene Woche eine Bankfiliale in Mönchengladbach-Neuwerk betroffen. Auch die Verantwortlichen bei den Geldinstituten im Kreis Viersen sind in großer Sorge.
Hinter solchen Fällen stecken den Ermittlungen des Landeskriminalamtes zufolge meist Banden aus den Niederlanden — die Rede ist von bis zu 250 Personen. Das Muster ist immer ähnlich: Nach der Tat türmen die Täter mit PS-starken dunklen Autos zur meist nahe gelegenen Autobahn. Dort verliert sich dann ihre Spur. Aber es gibt auch Trittbrettfahrer auf dem Gebiet. Anfang des Jahres wurde ein 500 Kilo schwerer Geldautomat im Bahnhof von Dinslaken auf die Gleise gelegt — vermutlich um ihn zu sprengen. Ein Zug entgleiste, zum Glück wurde niemand verletzt.
Im Dezember 2014 war auch die Volksbank Kempen-Grefrath schon einmal Opfer solcher Kriminellen geworden: Der Geldautomat am Obi-Markt wurde gesprengt. Nach Auskunft von Vorstandsmitglied Helmut Thönes beschäftigt sich mittlerweile ein fünfköpfiges Team mit Sicherheitsmaßnahmen. Diese reichen von der Einschränkung der Automaten-Öffnungszeiten in den Filialen (nur der im Edeka-Markt ist rund um die Uhr zugänglich), bis hin zur Installation von Farbpatronen: Wer einen Volksbank-Automaten sprengt, wird mit dem Geld anschließend nicht viel anfangen können. „Wir wollen das Risiko minimieren“, betont Thönes.
Peter Bauland, Sprecher der Sparkasse Krefeld, erklärt im Gespräch mit der WZ: „Es ist schwer erträglich, wenn ein permanentes Wettrüsten zwischen Kreditinstituten und Kriminellen über den fragwürdigen Erfolg von Straftaten entscheidet.“ Die Polizei tue, was sie könne, aber die politischen Vorgaben grenzüberschreitender Fahndung setzten auch den engagierten Beamten klare Grenzen.
Seit 2010, so Bauland, habe man einen Millionenbetrag in die Sicherheit der Kunden investiert. „Zur Vorbeugung gehört auch, dass wir die Foyers unserer Geschäftsstellen bis auf einige große Filialen in Krefeld und im Kreisgebiet in den Nachtstunden von 0 bis 6 Uhr geschlossen halten.“
Die Volksbank Mönchengladbach, die in allen vier Willicher Stadtteilen Filialen hat, schützt sich ganz ähnlich. „Bei uns bleiben die Foyers der Geschäftsstellen nachts zwischen 1 und 5.30 Uhr zu“, sagt Sven Frauenkron, Abteilungsleiter Unternehmensservice. Eine eigene Arbeitsgruppe im Haus arbeite ständig daran, dass man sicherheitstechnisch auf dem Laufenden bleibt. Dazu nehme man unter anderem auch die Hilfe der Polizei in Anspruch.