Bauprojekte in Willich: Bürgerprotest und die Folgen

Nicht nur in Stuttgart, auch in Willich gibt es Widerstand gegen Bauprojekte.

Willich. Gegen das Verkehrsprojekt "Stuttgart 21" laufen die Bürger seit Wochen Sturm. Zehntausende sind auf die Straße gegangen, um die Bauarbeiten noch zu stoppen. Der Fall hat bundesweit für Aufsehen gesorgt - auch in Willich, wo die Technische Beigeordnete Martina Stall in der Vergangenheit schon ganz eigene Erfahrungen mit Bürgerprotesten gemacht hat.

"Als ich hier Mitte der 90er Jahre anfing, haben wir kaum Probleme mit Bürgerprotesten gehabt", erinnert sich Stall. Im benachbarten Meerbusch habe es sie zu der Zeit aber auch schon gegeben. In der Stadt Willich kam der erste spektakuläre Fall 1999. Damals stoppten Anwohner in Schiefbahn auf dem Klageweg das Großprojekt "Hubertuszentrum".

Zu dieser Zeit hatten die Bauarbeiten an dem Büro- und Einkaufszentrum schon begonnen. Der von der Stadt aufgestellte Bebauungsplan wurde dann jedoch wegen Abwägungsfehlern vom Oberverwaltungsgericht für ungültig erklärt. Die Folgen sind bis heute sichtbar: Im Herzen des Ortes klafft immer noch die Baugrube, die damals ausgehoben wurde.

Die Pläne für das "Hubertuszentrum" sind mittlerweile im Mülleimer der Planungsgeschichte gelandet. Frisch auf dem Tisch liegt jedoch der überarbeitete Bauantrag für den Ginkgo-Parque, den die Willicher Firma Paschertz an gleicher Stelle plant.

"Der dafür geänderte Bebauungsplan hat auch vor Gericht standgehalten, weitere Anfechtungen gibt es nicht", berichtet Stall. Es haben sogar schon Aufräumarbeiten auf der alten Baustelle begonnen.

Anders als in Schiefbahn läuft in Alt-Willich der Protest gegen ein anderes Projekt weiter. Die Rede ist vom geplanten Baumarkt zwischen Gesamtschule und Nordumgehung (L26n), gegen den sich vor zwei Jahren eine Bürgerinitiative gebildet hatte.

Die Stadt will das Vorhaben nach wie vor umsetzen, die Gespräche mit potenziellen Betreibern laufen aber "schleppend", wie Martina Stall einräumt. Neben der Baumarkt-Kette Hellweg führe man Gespräche mit einem zweiten Betreiber. Stall widerspricht Gerüchten, wonach es sich dabei um die Firma Globus handelt, die bundesweit 84 Filialen hat.

Solang die Baumarkt-Pläne nicht konkreter werden, hält sich die Bürgerinitiative mit ihren Protesten zurück. Sprecher Herbert Lühring kündigt für den Fall der Fälle allerdings eine rasche Umsetzung des im Frühjahr begonnenen Bürgerbegehrens an.

Einem einzelnen Anwohner ist es in Anrath bisher gelungen, die Umsetzung der Pläne für den Golfplatz Renneshof zu verhindern. Der Landwirt hatte geklagt, da er durch mögliche Geruchs-Proteste der Golfspieler eine Beeinträchtigung seines Schweinemast-Betriebes befürchtete. Das Verwaltungsgericht hatte bemängelt, die Stadt habe diesen Aspekt bei der Aufstellung des B-Plans nicht ausreichend berücksichtigt.

"Investorin Ingeborg Witt hat uns erklärt, dass sie den Golfplatz weiter bauen will", berichtet Martina Stall. Um Geruchsbelästigungen auszuschließen, soll die davon möglicherweise betroffene Spielbahn verlegt werden. "Parallel dazu wird das Geruchsgutachten aktualisiert", sagt Stall. Anschließend sei eine neue Offenlegung des B-Plans und ein neuer Beschluss dazu notwendig.

Insgesamt gesehen ist Martina Stall mit der "Protestkultur" in Willich ganz zufrieden: "Es hält sich noch in Grenzen." Eine Veränderung der bisherigen Plan-Verfahren sieht sich nicht als notwendig an: "Wir können nicht jedem einzelnen Bürger hinterher laufen." Den meisten Anliegen sei man stets gerecht geworden, solange es nicht darum gegangen sei, ein Projekt nur zu verhindern.