Bermes: Verdi spricht von verkappter Pleite

Willich. "Das riecht nach einer verkappten Pleite." Peter Baranowski, bei der Gewerkschaft Verdi zuständig für Logistik und Speditionen, sagt klar heraus, was er von dem Aus der Bermes-Logistik hält.

Die WZ hatte berichtet, dass der Betrieb 186 Mitarbeitern gekündigt hatte.

Bereits am 26. September habe bei dem Unternehmen eine Betriebsversammlung stattgefunden, bei der Kündigungen verteilt wurden. Zudem seien die Angestellten aufgefordert worden, bei der Bundesagentur vorstellig zu werden und Insolvenzgeld zu beantragen.

Gegenüber der WZ hatte Firmenchef Hans-Josef Bermes am Donnerstag betont, nicht insolvent zu sein, sondern die Liquidation beantragt zu haben. Im Prinzip werde das staatliche Sicherheitssystem genutzt, um die noch ausstehenden Löhne zu zahlen, so der Gewerkschafter. "Das hat ganz klar ein ,Geschmäckle’.

Was können die ehemaligen Bermes-Beschäftigten nun tun? "Sie müssen bei der Arbeitsagentur Überbrückungsgeld beantragen", erklärt Peter Baranowski von der Gewerkschaft Verdi. Das sei möglich, geschehe dann nach den Richtlinien des so genannten Arbeitslosengeldes II. Sprich: "Die Kollegen müssen die Hose runterlassen. Das ist eine traumatische Situation."

Hinzu komme: Die Arbeitsagentur sei derzeit mit der Bewilligung des Überbrückungsgeldes überlastet, die Bearbeitung könne dauern. Das Vorgehen der Firma ärgert die Gewerkschaft kolossal: "Da wird doch das normale unternehmerische Risiko auf die Angestellten abgewälzt."

In einem kleinen Bereich des Unternehmens scheint unterdessen der Betrieb weiter zu laufen. "Die Firma heißt LTN und erledigt noch vorhandene Aufträge beziehungsweise hat noch eine Reihe kleinerer Kunden", so Baranowski, der die Situation an der Hanns-Martin-Schleyer-Straße genau beobachtet.

Das tut auch die Stadt Willich, wenngleich Bürgermeister Josef Heyes derzeit noch in Afrika weilt. "Wir sind bestürzt und entsetzt", reagiert die Technische Beigeordnete Martina Stall. "Was soll man da sagen, wenn ein solches Traditionsunternehmen vor dem Aus steht?" Man habe bereits versucht, Kontakt aufzunehmen, das sei aber noch nicht gelungen.

Bereits am Wochenende habe es bei der Messe Expo Real in München Gerüchte gegeben. Und: "Es wurde ja immer schon mal gesagt, dass es dort Schwierigkeiten gibt. Aber wir haben stets gehofft, dass sich die Firma wieder fängt.

Immerhin: Ein paar positive Signale gibt es. So habe sich ein anderer Logistiker bereit erklärt, die Auszubildenden zu übernehmen. Und vielleicht gebe es auch einen Interessenten für das Gelände. "Wir können versuchen, bei der Vermittlung der Beschäftigten zu helfen", erklärt Stall.