Aktion der Polizei richtet sich an Radfahrer im Kreis Viersen Blickkontakt soll für mehr Sicherheit sorgen

Kreis Viersen · Radfahrer werden von Autofahrern schnell übersehen – vor allem beim Abbiegen. Die Polizei rät den Radelnden daher, Blickkontakt zu suchen. In Tönisvorst war jetzt der Auftakt einer kreisweiten Präventionskampagne.

Vertreter der Kreispolizei Viersen und der Stadt Tönisvorst stellten am Freitag die Kampagne „Blickkontakt kann Leben retten“ an der Kreuzung Düsseldorfer Straße/Vorster Straße vor.

Foto: Marc Schütz

348 Radfahrerinnen und Radfahrer waren im vergangenen Jahr im Kreis Viersen in Verkehrsunfälle verwickelt – 51 weniger als im Jahr zuvor. Andererseits: In den ersten zweieinhalb Monaten dieses Jahres sind bereits drei Radler zu Tode gekommen. Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, die mit dem Rad unterwegs sind, zu erhöhen, hat sich die Kreispolizei Viersen eine neue Präventionskampagne ausgedacht.

An der viel befahrenen Kreuzung Düsseldorfer Straße/Vorster Straße in Tönisvorst sprühte der Radverkehrsbeauftragte der Polizei, Tobias Stapper, am Freitagvormittag die ersten Piktogramme auf den Radweg, die die Radler dafür sensibilisieren sollen, besser Acht zu geben – auch wenn sie im Recht sind und Vorfahrt haben. „Aber sie sind halt die schwächeren Verkehrsteilnehmer“, sagt Stapper. „Und man muss immer mit Fehlern anderer rechnen.“ An 28 weiteren Stellen in allen Kommunen des Kreises Viersen werden in der nächsten Woche die Piktogramme aufgesprüht. Weitere können folgen, etwa drei Monate werden sie halten, vermutet Stapper. Ausgewählt habe man einerseits offizielle Unfallhäufungsstellen, zudem habe man die Unfallstatistik ausgewertet und auch die Städte und Gemeinden gebeten, geeignete Stellen zu nennen.

„Blickkontakt“ steht in weißer Farbe auf dem Boden, zudem sind in einem roten Dreieck ein Auto und ein Fahrrad zu sehen, die gerade zusammenstoßen. Der Hintergrund: Gerade in stressigen Verkehrssituationen komme es immer wieder zu gefährlichen Momenten; eine grüne Ampel, ein schneller Tritt in die Pedale – und plötzlich übersehen Autofahrerinnen und Autofahrer beim Abbiegen den Radverkehr. „Solche Unfälle entstehen häufig durch Unachtsamkeit. Dabei könnte eine einfache Geste das Risiko deutlich verringern: Blickkontakt“, so die Polizei.

Die Piktogramme sollen die Radfahrerinnen und Radfahrer dafür sensibilisieren, kurz ins Fahrzeug zu schauen, um sich zu vergewissern, dass sie wahrgenommen wurden. „Denn viele Kollisionen zwischen Radfahrenden und Kraftfahrzeugen passieren durch Fehler beim Abbiegen oder durch Missachtung der Vorfahrt. Ein kurzer Blick kann Missverständnisse vermeiden und die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden erhöhen“, so die Polizei.

Die Kreuzung in Tönisvorst habe man für den offiziellen Auftakt der Kampagne ausgesucht, weil sich hier besonders viele Unfälle mit Radfahrern ereignen.

Kreisverkehrswacht übernahm die Kosten der Schablonen

Allein von 2020 bis heute wurden dabei fünf Radler verletzt. „Außerdem kommt es hier sehr oft zu Beinahe-Unfällen, das beobachte ich selbst immer wieder“, sagt Tönisvorsts Bürgermeister Uwe Leuchtenberg (SPD), der einerseits bedauert, dass es auch in der Apfelstadt viele Unfälle gibt, es andererseits begrüßt, dass auf der Thema aufmerksam gemacht wird. „Das passt auch sehr gut zu unserer Radverkehrsoffensive“, ergänzt der zuständige Fachbereichsleiter Sinan Aydin.

Die Kosten von knapp 700 Euro für die Schablonen, die zum Aufsprühen des Schriftzuges und des Piktogrammes notwendig sind, habe die Kreisverkehrswacht Viersen übernommen, sagt Peter Tillmanns, Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizeibehörde Viersen. Mit der Verkehrswacht arbeite man regelmäßig eng zusammen.

In den vergangenen Jahren hat es bereits mehrere Kampagnen gegeben, um die Sicherheit der Radfahrer zu erhöhen. „Du hast es in der Hand – besser nicht“ hieß es, als die Polizei vor allem Jugendliche darauf aufmerksam machte, beim Radfahren nicht auch noch aufs Handy zu schauen. „Schalt die Birne ein!“ lautete die Aufforderung, sich im Straßenverkehr nicht nur zu konzentrieren, sondern eben auch das Licht am Rad einzuschalten und sich so zu kleiden, dass man auch bei Dunkelheit wahrgenommen wird.

Äußerst erfolgreich seien auch die Pedelec-Trainings, die die Kreispolizei anbiete, sagt Peter Tillmanns. Allein im vergangenen Jahr haben daran 322 Personen teilgenommen – vorwiegend, aber nicht nur ältere Menschen. Denn so ein Pedelec oder E-Bike fahre sich doch anders als ein herkömmliches Fahrrad, es sei schwerer, schneller und habe ein anderes Bremsverhalten.

Blickkontakt aufzunehmen, wie es die neue Kampagne fordert, gilt natürlich auch für Pedelec-Fahrer.