„Blues 66“ im Vorster Kulturcafé Papperlapapp

Die Formation begeisterte vor ausverkauftem Haus.

Vorst. Nein, Blues muss nicht schwarz sein. Und auch nicht traurig. Diesen Beweis trat im Vorster Kulturcafé Papperlapapp die Formation „Blues 66“ an. Sven Bükow und Wolf Wiedemann zeigten, dass der Blues auch am Niederrhein ein zu Hause hat.

Gut aufgelegt unterhielten beide mit Stimme und Instrumenten den vollen Saal, in dem sich Interessierte und auch Enthusiasten im meist gesetzten Alter eingefunden hatten. Die schon bei den ersten Tönen mit den Köpfen wippten, mit den Fingern schnippten oder leicht auf die Tischplatte klopften.

Hierbei zeigte sich, dass man für Musik weder zu jung noch zu alt sein kann. Was auch auf die Protagonisten zutrifft, die sich im besten Blues-tauglichen Alter befinden. Wie sind sie auf den Namen gekommen? Als sie sich seinerzeit eine neue Anlage kauften, kamen sie überein, diese mindestens solange zu spielen, bis sie 66 Jahre alt sind. Dann sei sie abgeschrieben. Dieses Alter haben beide noch lange nicht erreicht, überlegen aber schon den Namen auf „Blues 77“ zu ändern.

Das Duo lud sein Publikum zu einer Dampflokfahrt von New Orleans zu den Baumwollplantagen des Niederrheins ein — mit dem Publikum als Heizer. Und der Blues-Train nahm Fahrt auf. Sven Bükow, der nicht nur sang, sondern auch Saxophon, Querflöte und Bluesharp (Mundharmonika) bediente und sein Mitstreiter Wolf Wiedemann mit Gitarre und Gesang zogen durch ihr breites Repertoire aus Standards, Cover und vielem eigenen Stücken.

Von Muddy Waters über John Mayall zu Eric Clapton und Co. ging es im abwechslungsreichen Programm. Mit „Light my Fire“ von den Doors hatte die Band das Publikum schon beim ersten Stück gefangen. Und ließ es nicht mehr los. „Susie Q“, schon gecovert von Rock ’n’ Roll-Legende Creeedence Clearwater Revival, oder das CCR-eigene „Proud Mary“ — big wheels keep on turnin’: Der Blues-Train kam ins Rollen, er lief unter Volldampf.

Für Instrumental-Soli gab es reichlich Applaus, und immer wieder wurde im Takt geschnippt — niemals ist man zu alt dafür. Wann man denn zu alt sei, wurden Bükow und Wiedemann gefragt. Und als Beispiel nannten sie einen ihrer Lieblings-Musiker: John Mayall — bald 80 Jahre alt — ist immer noch aktiv. „Bei ‚Blues 99’ hören wir aber auf“, meinten beide lachend. Und schmissen die nächsten Kohlen ins Blues-Train-Feuer.