Caritas: Zehn Jahre zuhören und helfen
Der Gesprächskreis für pflegende Angehörige löst sich nach einem Jahrzehnt auf.
Tönisvorst. Zehn Jahre lang bestand der Gesprächskreis für pflegende Angehörige der Caritas-Pflegestation Tönisvorst. Jetzt trafen sich die Mitglieder zum letzten Mal.
Vor 14 Jahren machten Marie-Hanne und Wolfgang Brauers aus ihrem Eigenheim ein Drei-Generationen-Haus. Damals nahm das Tönisvorster Ehepaar mit zwei Kindern die Eltern von Frau Brauers bei sich auf. Der Vater hatte im Krieg ein Bein verloren und war dement. Später wurde er pflegebedürftig. Die Eheleute Brauers kümmerten sich um seine Körperhygiene, halfen ihm beim Anziehen. Unterstützt wurden sie von der Caritas-Pflegestation. Vor neun Jahren starb der Vater im Alter von 82 Jahren.
Auch die herzkranke Mutter musste gepflegt werden. „Sie war sehr bestimmend“, erinnert sich Marie-Hanne Brauers, „wenn sie ihren Willen nicht bekam, hatte sie grundsätzlich Herzschmerzen.“ Keine leichte Zeit für das Ehepaar, das eigene Bedürfnisse zurückstellte. Jeder Urlaub endete nach spätestens einer Woche.
Kraft fanden die Brauers im Gesprächskreis für pflegende Angehörige, den die Caritas-Pflegestation Tönisvorst vor zehn Jahren einrichtete. „Wir dachten, wir wären die einzigen mit unseren Problemen“, sagt Wolfgang Brauers. Im Gesprächskreis erfuhren sie, dass andere pflegende Angehörige mit ähnlichen Schwierigkeiten kämpfen. „Ich hatte Angst, dass ich mir irgendwann Vorwürfe machen würde, weil ich manchmal ungeduldig mit meiner Mutter war“, sagt Brauers. Dieses Gefühl kannten viele der 13 Mitglieder ebenfalls.
Neben der moralischen Unterstützung erhielten die Eheleute Brauers fachliche Tipps von den Pflegeexperten des regionalen Caritasverbandes oder Hinweise für den Umgang mit Behörden und Pflegekassen. Und manchmal konnten sie auch ihren Frust ablassen, weiß Brauers: „Wenn man über Angehörige schimpft, verstehen einen die Leute.“
Auch Petra Lenzen hat sehr von der Gruppe profitiert. Zeitweise pflegte sie ihren krebskranken Vater, der vor einem Jahr starb. Ihre Mutter kann nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen. „Ohne den Gesprächskreis hätte ich es nicht geschafft, stark zu bleiben“, sagt die 43-Jährige.
Weil viele der pflegebedürftigen Angehörigen inzwischen verstorben sind, besteht für die meisten Mitglieder des Gesprächskreises kein Bedarf mehr an einer solchen Gruppe. Deshalb fand jetzt das letzte Treffen statt. Allerdings haben die Teilnehmer private Freundschaften geschlossen. Die komplette Gruppe unternimmt regelmäßig Städtereisen. „Das wollen wir beibehalten“, sagen Beate Caelers und Susanne Kiepke-Ziemes, die den Kreis als Mitarbeiterinnen des Caritasverbandes begleiteten. Am 25. Oktober startet ein neues Angebot für pflegende Angehörige (siehe Infokasten). Red