Willich CDU will einen „Kompass“ bieten

Partei und Fraktion bereiten ein „Leitbild“ vor — und grenzen sich gleichzeitig von „völkischen“ Strömungen ab.

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Willich. In diesen Tagen macht es nicht immer Spaß, CDU-Politiker zu sein. Nach den teils deftigen Klatschen, die die Union bei den jüngsten Landtagswahlen hinnehmen musste, ist das Selbstbewusstsein vieler Parteimitglieder im Keller. In Willich indes ist die Welt noch in Ordnung: Mit einem Resultat von 48 Prozent der Stimmen bei der Kommunalwahl 2014 sei man nach wie vor stärkste Fraktion im Stadtrat, hob am Montag Fraktionschef Johannes Bäumges bei einem Pressegespräch hervor. Daran soll künftig auch das Aufkommen „völkisch-nationalistischer Gruppen“ nichts ändern, wie der Parteivorsitzende Uwe Schummer (MdB) die Gründung eines AfD-Stadtverbandes in Willich umschrieb — ohne diesen beim Namen zu nennen.

Weit weg vom nächsten Wahltermin im Jahr 2020 haben sich Partei und Fraktion zusammengesetzt, um den grundsätzlichen Kurs der Willicher CDU in den kommenden Jahren zu bestimmen. Ein „Leitbild“, so Schummer, soll in verschiedenen Gesprächsrunden und Bürgerforen entwickelt und in etwa einem Jahr verabschiedet werden. Daraus soll dann das kommunalpolitische Programm für 2020 aufbauen. So will man der CDU Willich mit ihren etwa 500 Mitgliedern ein Gesicht verleihen.

Bei den politischen Alltagsarbeit sehe man sich derzeit auf Kurs, betonte Schummer: Egal, ob zum Beispiel am Kaiserplatz oder am Markt in Willich — die CDU sei „kraftvoll dabei“, die „Baustellen abzuräumen“. Doch die Partei will mehr, will vor allem einen an christlichen Werten orientierten „Kompass der Politik“ bieten, der sich nach Prinzipien wie Rechte und Pflichten, Gerechtigkeit und Gemeinsinn sowie Privat vor Staat richtet.

Wie das im praktischen Arbeiten aussehen kann, verdeutlichte Schummer am Beispiel der Frewilligen Feuerwehr Willich, die sogar dann ihren Dienst tut, wenn es gefährlich wird. Zur Würdigung dieser Arbeit und zur Motivation regt er die Einführung einer Rente für Mitglieder der Feuerwehr an. In Monheim werden beispielsweise für jedes Mitglied jährlich 200 Euro eingezahlt, wenn sich der Betreffende mindestens an 70 Prozent des regulären Übungsdienstes beteiligt.

„Wir wollen nicht polarisieren und aufhetzen, sondern eine Brückenpartei sein, die zusammenführt“, erklärte Schummer in erneuter Anspielung auf die Partei mit dem „brauen Streifen in der Hose“. Von deren Zielen allerdings wolle man sich mit einer „Brandmauer“ absetzen.

Johannes Bäumges weiß: Die „starren Bindungen“, wie man sie früher zwischen Parteien und Wählern kannte, gibt es nicht mehr. Daher will die CDU mit ihrer klaren Richtschnur begeistern. Das „schnelle Geschäft“, sei Politik dabei nicht, ergänzte Partei-Geschäftsführer Christian Pakusch: Bei der Entscheidung über den Markt in Willich etwa habe man versucht, so viele Leute wie möglich mitzunehmen — am Ende aber auch klar entschieden.

Am Rande des Pressegesprächs befasste sich die CDU mit einer Personalie: Was wird, wenn Bürgermeister Josef Heyes erklärt, dass er 2020 nicht mehr zur Wahl antritt — wovon alle ausgehen? Laut Schummer werde dann ein Nachfolger innerhalb der Willicher CDU bestimmt — zum Beispiel durch eine Mitgliederbefragung. Geeignete „Kronprinzen“ habe man mehrere, so Schummer.