Willich Chefin verlässt Frauengefängnis
Ulrike Böhm geht in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin steht schon fest.
Anrath. Ulrike Böhm war ziemlich genau sechs Jahre Leiterin der Justizvollzugsanstalt Willich II — so heißt das Frauengefängnis in Anrath ganz offiziell. Am Donnerstag hat sie dort ihren letzten Arbeitstag: Die 63-jährige Wahlkölnerin geht Anfang Oktober in den Ruhestand.
Angetreten war sie im Herbst 2011 mit dem Ziel, das hohe Niveau der Anstalt zu halten. Mit dem Erreichten ist sie zufrieden: Willich II sei „sehr gut aufgestellt“. Im Verwaltungsbereich habe es unter ihrer Leitung einige Neubesetzungen gegeben, „alles läuft, wie es laufen soll“.
Das gilt aus ihrer Sicht auch für den Vollzug selbst. Die einzige selbstständige Haftanstalt für Frauen in ganz NRW hat unter der Leitung von Ulrike Böhm im April 2016 noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal bekommen: eine Sozialtherapeutische Abteilung für Frauen, die vom damaligen Justizminister Thomas Kutschaty eröffnet wurde. Es handelte sich um die erste Einrichtung ihrer Art im Land. Darauf ist Böhm stolz.
Überrascht war sie, dass es in dem erst 2008 fertiggestellten Neubau so viele Mängel gab: So mussten unter anderem sämtliche Warmwasserleitungen ausgetauscht werden, das Dach war bei einem Sturm schwer beschädigt worden, die Personen-Kommunikationsanlage musste erneuert werden. „Sämtliche Umbauarbeiten fanden bei laufendem Betrieb statt“, berichtet die scheidende Leiterin.
Die Stelle in Anrath war für sie damals wie maßgeschneidert. „Der Frauenvollzug hat mich zunehmend fasziniert“, berichtete sie bereits 2011 bei ihrem ersten Interview-Termin mit der WZ. 2004 war sie Referentin im Landes-Justizministerium geworden, dort war Ulrike Böhm bis 2010 unter anderem für den Frauenvollzug zuständig.
Etwas besorgt schaut die Diplom-Psychologin, die ihre Karriere einst mit dem Kollegen Konrad Beikircher in der JVA Siegburg begonnen hatte, darauf, wie es mit dem Frauenvollzug in NRW weitergeht. Der neuen Landesregierung seien Sicherheit und Ordnung besonders wichtig, da seien „Kollateral-Schäden“ zu befürchten — insbesondere dann, wenn man zwischen Männern und Frauen keine Unterschiede mache.
Ulrike Böhm kennt die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenvollzug ganz genau. Die Anforderungen an die Sicherheit seien bei Frauen nicht so hoch, da es kaum zu Übergriffen komme. Außerdem seien Frauen ansprechbarer für Therapieangebote. „Es wäre schade, wenn nun alles durchs gleiche Raster gebürstet würde“, sagt sie.
In einem Punkt zumindest kann schon Entwarnung gegeben werden: Die Frauenhaftanstalt bleibt weiter eigenständig, die Nachfolgerin von Ulrike Böhm steht schon fest: Charlotte Adams-Dolfen, bisher stellvertretende Leiterin der JVA Aachen, wird am 11. November in ihr Amt eingeführt. Böhm wird nicht dabei sein: „Ich bin dann auf den Seychellen.“