Willich Ponys und Esel hellen den Alltag im Heim auf
Das Pilotprojekt „Hoppe Hoppe Reiter“ im Seniorenhaus Moosheide soll alte Menschen wieder zu mehr Kommunikation ermutigen.
Willich. Im Garten des DRK-Seniorenhauses Moosheide stehen Rollstühle und Stühle dicht an dicht in einem großen Halbkreis. Das Wetter ist etwas frisch. Dicke Jacken und Wolldecken über den Beinen der Rollstuhlfahrer bestimmen das Bild. Das kann aber niemanden der Senioren abhalten, einen Ausflug in den Garten zu unternehmen, denn dort warten schon Coco, Diddel, Henry und Luis.
Arme recken sich den beiden Shetlandponys sowie dem Esel und dem Neufundländer entgegen. Hände streicheln vorsichtig über das Fell und wuseln zärtlich durch Mähnen. Apfelstückchen werden gereicht und manch einer der Senioren greift zu den angereichten Striegeln, um bürstend über die Tiere zu fahren, die sich das alles mit sichtlichem Wohlwollen gefallen lassen.
So beginnt die Kommunikation mit den jungen Leuten, die die Tiere am Halfter oder Halsband führen. Die Senioren fragen nach den Tiernamen, möchten das Alter von den Vierbeinern wissen und berichten von ihren eigenen Tieren, die sie einst hatten. Wohin der Blick dabei auch fällt, überall sind strahlende Gesichter zu sehen und eine tiefe Entspannung ist förmlich spürbar. „Tiere sind Türöffner. Unsere Bewohner gehen auf. Gerade bei dementen Menschen werden Erinnerungen geweckt und Menschen fangen an, wieder in Kontakt zu treten“, sagt Svenja Becker. Dabei strahlt die Sozialkoordinatorin des Seniorenhauses nicht weniger als die Senioren selber. Die Freude darüber, wie gut das von ihr und Diplom-Sozialpädagogin Sonja Schmitt ins Leben gerufene Pilotprojekt „Hoppe Hoppe Reiter“ angenommen wird, ist deutlich zu sehen.
Durch die Seniorenstelle der Stadt Willich lernten sich Becker und Schmitt vor einiger Zeit kennen. Schnell stellten beide den gemeinsamen Nenner tiergestützter Pädagogik fest. Becker beschäftigt sich seit längerem mit dem Thema und seinen positiven wissenschaftlichen Ergebnissen im Bereich der Seniorenarbeit. Schmitt hingegen machte vor neun Jahren die Ausbildung betreffend der tiergestützten Pädagogik. Vor sieben Jahren eröffnete die Diplom-Sozialpädagogin auf dem Schmittchenhof ihr Zentrum für tiergestützte Pädagogik und Therapie unter dem Namen „T.e.a.M.“. Die vier Buchstaben stehen für den Satz „Tiere eröffnen andere Möglichkeiten“.
Gemeinsam entwickelten die beiden Fachfrauen ein Konzept für das Willicher Seniorenhaus, das auf die Mithilfe von Tierinteraktionen setzt. „Wir haben einen ersten Besuch mit den Senioren auf dem Schmittchenhof gemacht und vor Ort die Tiere kennengelernt. Die Wirkung auf unsere Bewohner war sehr positiv und hielt weit über den eigentlichen Besuch an“, sagt Becker. Um noch mehr Senioren die Möglichkeit zu geben, mit den Tieren in Kontakt zu treten, besuchten die Vierbeiner nun das Seniorenhaus.
Schmitt und ihre jungen ehrenamtlichen Helfer, die allesamt Praktika auf ihrem Hof absolvierten und seitdem ehrenamtlich tätig sind, führten die beiden Ponys Coco und Diddel sowie Esel Henry und Hund Luis zum Seniorenhaus, wo die Senioren sie bereits gespannt erwarteten. „Tiere sind wunderbar. Sie sind das Schönste, was es gibt“, bemerkt Marlene Oberdörfer aus tiefstem Herzen. Sie selbst hatte früher zwei Pferde und die strahlenden Augen in ihrem Gesicht, als sie die beiden Shetlandponys streichelt, sprechen für sich. Dem kann sich Margret Rörtgen nur anschließen, die, nachdem sie Henry geknuddelt hat, nun eine Runde mit Luis schmust. Dieser hat nichts gegen die Streicheleinheiten einzuwenden, sondern genießt sie genauso, wie die Seniorin, die sie austeilt.