Ehrenring der Stadt Eine Frau mit wenig Zeit für Freizeit

Tönisvorst · Christa Voßdahls’ Terminkalender ist immer gut gefüllt. Mit weiteren Ratsmitgliedern wird die 69-Jährige nun ausgezeichnet.

 Christa Voßdahls, hier in ihrem Garten an der Garnstraße, ist Ur-St. Töniserin.

Christa Voßdahls, hier in ihrem Garten an der Garnstraße, ist Ur-St. Töniserin.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Eigentlich könnte sich Christa Voßdahls die ihr zugedachte Auszeichnung schon vor der Verleihung ganz genau anschauen – zumindest ein ähnliches Exemplar des „Ehrenrings“ der Stadt Tönisvorst. Denn schließlich war auch ihr 2004 verstorbener Vater Heinz Kleinelanghorst, der sich unter anderem um den Fußballsport in St. Tönis verdient gemacht hat, Träger des Rings. Doch leider, so bedauert die SPD-Ratsfrau, sei das Schmuck- und Erbstück derzeit unauffindbar. Auch ihre Schwester habe schon vergeblich danach gesucht.

Also muss sich Christa Voßdahls noch etwas gedulden, bis sie – in einer der nächsten Ratssitzungen – ihren eigenen Ring erhält. Das politische Gremium hatte Ende Februar beschlossen, dass neben Voßdahls (SPD) auch Herbert Derksen (GUT), Maik Giesen (CDU), Michael Horst (SPD) und Günter Körschgen (CDU) für eine mindestens 25-jährige Ratsmitgliedschaft auf dieser Weise ausgezeichnet werden. Sie blickt auf insgesamt 27 Jahre zurück, Kollege Derksen kann ein Jahr mehr vorweisen. Bei den anderen drei ist es je ein Vierteljahrhundert.

Nur eine kurze Unterbrechung
im politischen Lebenslauf

Christa Voßdahls ist seit 1989 Ratsmitglied. Ihr politischer Lebenslauf weist lediglich eine dreijährige Unterbrechung auf, von 1994 bis 1997. Damals habe sie sich „ein Stück weit gegen die eigene Fraktion aufgelehnt“, erinnert sich die 69-Jährige. Aktuell richtet sich ihr Unmut allerdings gegen den traditionellen politischen Gegner.

Konkret spielt sie auf die Ratssitzung im vergangenen Januar an, als es zum Eklat kam: Die SPD-Fraktion hatte geschlossen den Saal verlassen, war bei der Haushaltsverabschiedung nicht mehr zugegen. Die Sozialdemokraten hatten nach eigener Aussage den Eindruck, dass man ihnen auf Seiten der CDU, der unter anderem Bürgermeister Thomas Goßen angehört, den Mund verbieten wollte. Von der „Arroganz der Macht“ war unter anderem die Rede. Mit einzelnen Kollegen persönlich kommt Christa Voßdahls aber sehr gut aus, wie sie betont – ob sie nun Giesen oder Horst heißen.

Schon ihre Eltern waren in der SPD. Doch es sei vor allem ihr Schwiegervater gewesen, der Kempener Lokalpolitiker Karl Voßdahls, der ihr „das Politische vorgelebt“ habe. Im Oktober 1985 erhielt sie das Parteibuch. Walter Schöler (von 1991 bis 2005 im Bundestag) habe sie dann gebeten, sich als Kandidatin für den Rat zur Verfügung zu stellen. Der Rest ist Geschichte.

Gerne würde sie noch eine weitere Amtsperiode hinzufügen. „Man kann sehr viel bewegen und es macht auch einfach Spaß“, erklärt sie ihre Beweggründe. Derzeit brennen ihr vor allem zwei Themen auf den Nägeln: Wie geht es mit dem sich personell neu aufstellenden St. Töniser Werbering weiter? Und wie schlägt sich der neugegründete Stadtsportverband?

Eine Beschäftigungstherapie ist die Lokalpolitik für sie sicherlich nicht: Christa Voßdahls hat auch so genug zu tun. Die gelernte Arzthelferin ist Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn. Mittlerweile sind sechs Enkelinnen und Enkel zwischen zwei und acht Jahren auf der Welt. „Wenn es brennt“, also bei kurzfristigen Kinderarztbesuchen etc., müsse aber oft Opa Manfred einspringen, sagt die Ur-St. Töniserin von der Garnstraße mit einem Lächeln.

Denn sie selbst arbeitet noch einmal die Woche bei Karstadt-Kaufhof in Rheydt, engagiert sich in der Telefonseelsorge und ist Schöffin beim Krefelder Landgericht. Regelmäßige „Tagesausflüge“ zu den Heimspielen der Borussia gehören ebenfalls zum Pflichtprogramm. Nicht zu vergessen die Sitzungen von drei Ausschüssen und dem Rat. Ach, ja: Und in der Sparkassen-Stiftung sitzt sie ebenfalls.