Willich Comedy ist nach Paris ein Muss

Kabarettist Markus Barth überzeugte mit seinem Auftritt im Schloss Neersen.

Willich: Comedy ist nach Paris ein Muss
Foto: Podio-Theater

Neersen. Er arbeitet als Autor für Fernsehsendungen wie „Ladykracher“ und „Heute Show“ und steht auch selbst auf Kleinkunstbühnen seinen Mann: „Mitte 30 und noch nicht mal auferstanden“ - mit diesem Programm gelang es Markus Barth mühelos, sein Publikum im Schloss Neersen zu überzeugen. Fast so nachdenklich wie Dieter Nuhr, schlägt er gern die leisen Töne an, ist tiefsinnig und gefällt dennoch mit hoher Pointendichte.

Markus Barth ist nicht Mitte 30, sondern 38 Jahre alt. Sein Programm ist eine Auseinandersetzung mit dem Zeitgeist, eine humorvolle, aber kritische Auseinandersetzung. Denn er ruft nicht dazu auf, alles aus seinem Leben herauszuquetschen, sondern zu hinterfragen, was denn sinnvoll und was entbehrlich ist.

Die schreckliche Attentatsserie in Paris hat seine Nachdenklichkeit in Gang gesetzt: „Kann man einen Tag danach Comedy machen?“ Seine Antwort: „Man kann nicht nur, man muss sogar. Denn Redefreiheit und Humor gibt es bei solchen wirren Fanatikern nicht.“

Ansonsten ist das Programm von Markus Barth geprägt von seinem schlechten BTS-Wert, seiner niedrigen Bullshit-Toleranz. Der ebenso kritische wie humorvolle Alltagsbeobachter definierte den „Tatort“ als „Krimis für Menschen, denen Krimis zu spannend sind“.

Der Mann, der damit leben kann, dass Mozart in seinem Alter schon 20 Opern geschrieben hatt, wurde auch sehr persönlich, als er seine Homosexualität thematisierte: Der gebürtige Bamberger, der wegen seiner Veranlagung nicht als Blutspender infrage kommt — „ebenso wie Prostituierte, Gefangene und Drogenabhängige“ — ist zuversichtlich, dass Schwule in der Gesellschaft akzeptiert werden und hat dafür einen Grund: „Meine 80-jährige Tante hat mir und meinem Partner zum 10. Hochzeitstag gratuliert.“

Barth kann den Hype um schwule Bauern bei „Bauer sucht Frau“ nicht verstehen: „Was die wohl anbauen? Gurken, Bananen und Steckrüben.“ Er greift Vorurteile auf, spielt mit ihnen, um sie so ad absurdum zu führen. Und er hält der „Selbstoptimierungsgesellschaft“ den Spiegel vor, Menschen „mit Smartphones, aber einem Funkloch im Kopf“.

Für den Sketch über das Bleichen von Zähnen habe er in Düsseldorf keinen Applaus geerntet — in Neersen kam er sehr gut an. Dürfen solche Menschen nachts Auto fahren? Oder haben sie „Abblendzähne“ dabei? rudi