„Wanderkonzert“ in St. Johannes Anrath Konzert zur Bußzeit mit österlichem Versprechen

Anrath · Im vorwiegend meditativen Charakter luden das Wandelkonzert "Refugium" und geistige Impulse in der Kirche St. Johannes zum Innehalten und Nachsinnen ein.

Die Musik des Chores verband sich mit der Kunst in der Kirche und auch die Lesung von Texten gehörte dazu. Das Publikum war begeistert.

Foto: Norbert Prümen

(anw) „Refugium“ hatte Kirchenmusiker Marcell Feldberg das etwa 90-minütige Wandelkonzert in der Kirche St. Johannes überschrieben. Tatsächlich war der vorwiegend meditative Charakter der ausgewählten Musikstücke eine wohltuende Einladung, zu Ruhe und Nachsinnen zu finden. Zugleich wurden Besucherinnen und Besucher aufgefordert, in Bewegung zu kommen und die Musik darüber an wechselnden Stationen vor den Kunstwerken des Sakralbaus zu erleben. Damit veränderte sich der Blickwinkel – real und auch im übertragenen Sinne. Das galt ebenso für die von Pfarrer Markus Poltermann vorgelesenen Texte. Sängerinnen und Sänger traten im Altarraum auf mit Blickrichtung auf die Kunstwerke.

Biblische und weltliche
Themen in den Texten

Der Geistliche ging den Weg vom Hautschiff zur Kreuzigungsgruppe, zum Bilderstock Totengedenken, Marienaltar und zurück ins Hauptschiff mit. Beim einfühlsamen Vorlesen der Texte von Michel Foucault, Franz Kafka, Joachim Dachsel, Stefan Heym, Stefan Cibulka und Jan Twardowski ließ er Raum, den Worten nachzuspüren. Thematisiert wurden biblische Bezüge, aber auch Fragen einer säkularisierten Welt.

Eine ähnliche Entwicklung Richtung Osterzeit entfalteten die ausgewogenen Interpretationen der Musikstücke vom Mittelalter bis zur Moderne. Der Kammerchor St. Hubertus Schiefbahn und die Choralschola St. Johannes Anrath traten in Wechseln durchweg a capella auf – die Choralschola auch im Dialog mit Vorsänger Feldberg. Der Kirchenmusiker ergänzte zudem die breite Auswahl der Musikstücke um den solistischen Vortrag einer eigenen Gesangskomposition.

Die ausgewogene und saubere Intonation von Josquin Desprez´ “Tu pauperum refugium“ durch den Kammerchor führte zugleich den Konzerttitel ein. Von der Choralschola einfühlsam servierte Gregorianische Gesänge strahlten Vertrauen und Ruhe aus. Das Konzert zur Bußzeit barg musikalisch ein österliches Versprechen, so etwa im sanften und hell anmutenden Jubel von Orlando di Lassos vierstimmiger Motette „Jubilate Deo“.

Beim Spiel an der Orgel setzte Feldberg ebenfalls zunächst auf Zurückhaltung, schlichte Gestaltung und allenfalls verhaltene Steigerungen. Doch zum Satz einer Suite von Nicolas Clérambault gestaltete er voller, präsenter.

(anw)