Den Notruf richtig lenken

Wenn St. Töniser die 112 anrufen, landen sie in Krefeld. Damit soll Ende des Jahres Schluss sein.

St. Tönis. Wer die Notrufnummer 112 wählt, braucht schnelle Hilfe. Für Bürger in St. Tönis ist die Leitstelle des Kreises Viersen zuständig. Da landen die Anrufe aber nicht, sondern in der Leitstelle Krefeld.

Die muss die St. Töniser daraufhin an die Leitstelle im Kreis weiterleiten. Für diese umständliche Lösung soll eine Alternative her, daran arbeitet der Kreis nun seit einem Jahr — das Problem selbst ist uralt.

Obwohl der Kreis langsam ungeduldig wird, ist eine Ende in Sicht. „Im Zweifelsfall kann der Zeitverlust Leben kosten“, sagt Pressesprecher Axel Küppers. Zum Jahreswechsel sollen die Notrufe da landen, wo sie hingehören. Das sagt zumindest die Bundesnetzagentur, die ist für die automatische Umleitung zuständig.

Die Ursache der Schwierigkeiten ist die Vorwahl. St. Tönis hat die von Krefeld. Die Lenkung der Notrufe orientiert sich allerdings laut Bundesnetzagentur an den Grenzen der Ortsnetze.

„Wenn die Grenzen von Ortsnetzen nicht mit kommunalen Grenzen übereinstimmen, was infolge von Gemeindereformen oft vorkommt, dann entsteht diese Situation“, sagt René Henn, Sprecher der Bundesnetzagentur.

Wie gesagt: Das Problem ist nicht neu. Im vergangen Jahr berichtete die WZ bereits von einem Ende dieser „Fehlschalte“. Mit drei Kommunen in NRW wurde ein Pilotprojekt gegründet. Dabei stellte sich heraus, dass die Telekom das Problem allein nicht lösen kann. Das kann nur die Bundesnetzagentur. „Da bewegt sich aber nichts, und das seit Monaten“, sagt Küppers.

Die Verzögerung hat auch einen Grund: Erst im Juni des vergangenen Jahres wurden Technische Richtlinien beschlossen, die festlegen, wie man Notrufe künftig besser lenken kann. „Das ist schwierig dafür das passende IT-Verfahren zu entwickeln, aber wenn alles klappt, hoffen wir, dass es Ende des Jahre betriebsbereit ist“, sagt René Henn, Sprecher der Bundesnetzagentur.

Wie sieht die jetzige Regelung in der Praxis aus? „Die Krefelder Kollegen sehen, dass der Anruf aus St. Tönis kommt und leiten den an uns weiter. Die Dauer dieser Umleitung liegt im Sekundenbereich“, erklärt die Leitstelle Viersen. Allerdings sind die Mitarbeiter schon darauf vorbereitet, dass diese Anrufe direkt bei ihnen landen.

Das gleiche Problem haben auch andere Gemeinden, vor allem in Randgebieten. Auch Tönisberg, ein Stadtteil von Kempen, ist davon betroffen. Für das Verfahren müssen bundesweit Einzugsgebiete von mehr als 650 Leistellen festgelegt und fast 13 000 Gemeinden berücksichtigt werden.

Ein ähnliches Problem wie mit der Notrufnummer 112 gibt es mit der 110, die bei der Polizei ankommt. „Wenn Menschen aus St. Tönis anrufen, nehmen die Kollegen in Krefeld das auf, protokollieren es und stellen sie dann an uns durch“, sagt ein Sprecher der Leitstelle in Viersen.

Das komme drei bis viermal am Tag vor, sei gängige Routine. Ähnlich werde mit der Leitstelle in Wesel verfahren, wenn dort Rufe durchgeleitet würden, die aus Kempen-Tönisberg ankämen. Das sei jedoch deutlich seltener.