Willich/Kempen Der entspannte Auftakt für den „Sultan aller Monate“
Redaktions-Praktikantin Nilüfer Öztürk ist Muslima. In der WZ berichtet die Willicherin (19) in den nächsten Wochen, wie sie den Fastenmonat Ramadan erlebt und verbringt.
Willich/Kempen. Er ist da, der Monat auf den wir Muslime alle gewartet haben. Jeder nennt ihn nur den „Sultan aller Monate“: Ramadan. Zu keiner Zeit sind die Menschen entspannter, festlicher und auch großzügiger als jetzt. Mein Ramadan begann schon am Sonntagmorgen, als meine Mutter mit dem Staubsauger durch die ganze Wohnung zog und mir noch gleichzeitig Aufgaben im Haus gab. „Da gibt es keinen Ausweg’’, dachte ich und half ihr mit der Hausarbeit.
Dieser Monat ist für uns ein Segen. Er soll uns zeigen, dass es auch Menschen gibt, die es nicht so gut wie wir haben. Menschen, die am Abend nicht den ganzen Tisch mit feinsten Spezialitäten voll gehäuft bekommen. Das Warten aufs Essen soll uns vor allem dankbarer machen.
Mein erster Ramadan-Tag beginnt um 3.30 Uhr, vor dem Sonnenaufgang. Meine Mutter versucht mich quasi aus dem Bett zu zerren, erst nach fünf Minuten habe ich es geschafft, mich aufrecht zu setzten. Nach einem neidischen Blick auf meinen tief schlafenden Kater schaffe ich es in die Küche. Ein schönes, reichlich bestücktes Frühstück ist angerichtet. Nach unserem ersten Sahur, so heißt das auf Arabisch, gehen wir wieder schlafen.
Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg zur Redaktion, mein Morgen hat sich nicht wirklich geändert. Nur das gewohnte Frühstück fehlt, noch verspüre ich allerding keinerlei Hunger oder Durst. Im Laufe des Tages aber schaue ich öfter auf meine Handy-App, die mir vorgibt, wie viele Stunden ich noch habe, bis ich wieder etwas essen darf, bis das Fastenbrechen (Iftar) ansteht.
Ich freue mich auf heute Abend, nicht nur wegen des Essens. Es ist der Zusammenhalt, den man ganz anders verspürt in diesem Monat: Wenn die ganze Familie am Tisch sitzt und keiner zu spät kommt. Die nächsten Tage werden noch sehr schön, da bin ich guter Dinge.