Anrath Herrenausstatter Commans schließt seine Türen

Anrath. · Das Traditionsgeschäft, das Sebastian Commans in dritter Generation führt, wird nach einem Räumungsverkauf aufgelöst.

Die Weihnachtszeit war für den 40-jährigen Inhaber Sebastian Commans durch die schwere Entscheidung geprägt, ob ein Weitermachen im Geschäft noch lohnt.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Einfach ist ihm die Entscheidung nicht gefallen. Das ist Sebastian Commans am Gesicht abzulesen. „Ich habe lange überlegt und viel mit meiner Frau und meiner Mutter gesprochen. An Silvester stand mein Entschluss fest, und ich habe die beiden darüber informiert, dass ich den Herrenausstatter Commans schließen werde“, sagt der 40-Jährige, dessen Stimme bei diesen Worten leise wird. Commans setzt damit einen Schlussstrich unter ein Unternehmen, das Anrath 65 Jahre mitprägte.

Großvater Adolf Commans war es, der einst den Grundstein für das Modegeschäft legte. Allerdings ging es 1954, als sich der Anrather selbstständig machte, etwas anders zu. Ein Geschäft gab es noch nicht. Adolf Commans zog mit seinem Ford Taunus und Koffern voller Bett-, Tischwäsche und Oberbekleidung über die Lande. Erst am 1. April 1960 stand er in seinem eigenen Ladenlokal an der Krefelder Straße, wie die heutige Schottelstraße früher hieß. Zum Sortiment gehörten damals neben Bekleidung für Damen, Herren, Kinder und Babys auch Miederwaren, Handtücher, Tischdecken, Bettwäsche und Kurzwaren.

Schon 1964 begann sich die Firma auf Kleidung zu spezialisieren

Während der Firmengründer zunächst noch selber übers Land fuhr, führte seine Schwester Juliane Spee als gelernte Einzelhandelsverkäuferin das eigentliche Geschäft. Erste Angestellte und Lehrlinge kamen hinzu. 1964 kaufte Adolf Commans das danebenliegende Haus und vergrößerte das Ladenlokal. Tisch- und Bettwäsche sowie Kurzwaren und Kinderbekleidung verschwanden. An der Schottelstraße gab es weitere Umbauten. Hochwertige Damenmode bestimmte das Bild.

An der Jakob-Krebs-Straße 1, nur wenige Meter weiter, rief Sohn Friedhelm Commans, der in die väterlichen Fußstapfen getreten war, indes ein reines Herrenausstatter-Geschäft ins Leben. 2004 stieg die dritte Generation ein. Der gelernte Einzelhandelskaufmann Sebastian Commans kehrte nach mehreren anderen beruflichen Stationen ins elterliche Unternehmen zurück. Vor zehn Jahren schloss das Damenmodengeschäft seine Türen, dafür zog einige Zeit später unter der Regie von Sebastian Commans die Damenmode an der Jakob-Krebs-Straße ein.

Dann entschloss sich Sebastian Commans, der das Unternehmen nach dem Tod seines Vaters Friedhelm im Alleingang führte, wieder ganz auf die Herrenmode zu setzen. Doch nun geht es dem Ende zu. „Die Kundenfrequenz zu halten, ist schwierig geworden. Viele Stammkunden sind mit unserem Unternehmen alt geworden und leider auch bereits verstorben. Neukunden kommen, aber es ist schwierig geworden, die Frequenz zu erhalten. Dazu kommt meine Augenerkrankung. Diese gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründe haben mich dazu bewogen, den schweren Schritt zu machen“, informiert Commans.

Eine Collage erzählt die Geschichte des Unternehmens

Dass die Entscheidung gefallen ist, zeigen die roten Schilder mit der Aufschrift „Wir schließen demnächst“ in den Schaufenstern des Herrenausstatters. Dazu macht Sebastian Commans noch einmal eine Zeitreise. Er hat aus alten Fotos Collagen zusammengestellt, die 65 Jahre Mode Commans widerspiegeln. Diese zeitlichen Dokumente zieren die Schaufenster. „Es war eine schöne Zeit, und ich möchte allen danken, die unsere Familie begleitet haben, von den Kunden über die Modevertreter bis hin zu den Mitarbeitern“, sagt der 40-Jährige. Er selbst möchte sich beruflich anders aufstellen, wobei sich die Frage stelle, was seine Sehkraft zulässt. Der Räumungsverkauf ist indes angelaufen. Neben der aktuellen Winterware verkauft der Anrather auch einen Teil der Einrichtung. „Zudem werden wir noch unsere Kunden einladen, weil wir uns persönlich verabschieden möchten“, betont Commans.

Dann huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Es werde ihm sicher ganz komisch vorkommen seine Bekleidung demnächst selbst in anderen Geschäften einkaufen gehen zu müssen, fügt er an. Dabei betont er, dass er dies natürlich beim Willicher Einzelhandel – der ehemaligen Konkurrenz – zu tun gedenke. Nur so können Willicher dazu beitragen, dass der lokale Einzelhandel überlebt.