„Die Menschen wollen einen Repräsentanten“
Rüdiger Eberspächer ist der Bürgermeisterkandidat der UWT. Er will für eine ideologiefreie Politik stehen.
Tönisvorst. Nein, ein unbeschriebenes Blatt ist er nicht. Und genauso wenig kommt er aus dem Nichts. Rüdiger Eberspächer, Bürgermeister-Kandidat der Unabhängigen Wählergemeinschaft Tönisvorst (UWT), ist nicht erst seit gestern in der Politik und er weiß auch, worauf er sich einlässt. Schon als junger Mensch sei er politisch aktiv gewesen, war Anfang der 90er Jahre sogar Vorsitzender der Tönisvorster Jungsozialisten. Bevor er aus der SPD austrat.
„Vor acht Jahren habe ich mich entschieden, in die UWT zu gehen“, erklärt der Familienvater. Gab’s dafür einen konkreten Anlass? „Nein“, sagt Eberspächer, „es wurde Zeit, Politik zu machen. Und da war der ideologiefreie Bürgerverein die erste Wahl.“ Und genau diese Botschaft möchte er an potenzielle Wähler vermitteln.
Wo sieht er die Stärken der Stadt? Was muss angegangen werden? „Da ist zum Beispiel die Innenstadt-Situation in St. Tönis“, sagt der Kandidat — Leerstände, aber auch gutgehende Geschäfte. „Da ist die Stärke gleichzeitig die Schwäche.“ Es gebe sehr viele Möglichkeiten, Rundgänge zu schaffen, aber das geschehe nicht. „Da fehlt mir die längerfristige Perspektive, auch über ein, zwei Wahlperioden hinaus.“ Da gehörten alle Beteiligten, Stadt, Geschäftsleute und Immobilienbesitzer an einen Tisch. Ein weiterer Schwachpunkt in der Stadt sei der Wochenmarkt in Vorst. „Kann man da nicht auf die Standgebühren verzichten?“, fragt Eberspächer. Vier Stände oder weniger sei doch ziemlich mau.
Was läuft schief in der Stadt? „Schauen Sie sich die Verwaltungsvorlagen in den Ausschusssitzungen an“, erklärt der 52-Jährige. Die seien häufig nicht komplett oder nicht aussagekräftig. Da sei ihm Amtsinhaber Goßen nicht genug „Erster Bürger“. „Er reagiert nur, agiert nicht.“ Er selbst habe da einen sehr viel deutlicheren Führungsanspruch. Das hebe ihn auch vom anderen Mitbewerber ab. „Wenn Uwe Leuchtenberg sagt, er will Klassensprecher sein, dann kann ich nur antworten: So einer hat doch nichts zu sagen.“ Die Menschen, davon ist er überzeugt, wollten einen Repräsentanten, keinen Geschäftsführer.
Was ihn zusätzlich stört: Tönisvorst sei Nehmerstadt, was den Kommunal-Soli angehe. „Will man über den städtischen Haushalt reden, wird man an die Kommunalaufsicht verwiesen.“ Und: Wenn das Thema Hallennutzung aufs Tapet komme, „wieso spricht der Bürgermeister nicht erst mal mit den Vereinen? Wieso erfahren die das über Dritte?“ Allerdings, räumt er ein, habe sich Goßen im Bereich Jugend und Kinder schon sehr eingesetzt.
Auf welche Themen wird Eberspächer von Bürgern angesprochen? „Immer wieder auf das Wohnkonzept, das nun an der alten Schule am Kirchplatz umgesetzt wird.“ Er hält es für falsch, dass der Verkehr komplett über den Alten Markt laufen soll. „Wenn das angeblich über den Pastorswall nicht geht, weil dort ein Bodendenkmal liegt, dann muss man das vielleicht trotzdem mal angehen. Notfalls muss man auch über eine Klage nachdenken.“
Wo sieht Eberspächer seine eigene Partei? „Die UWT muss ihr Potenzial voll ausschöpfen. Auf diejenigen zugehen, die ideologie-freie Politik machen wollen.“ Das sei auch eine große Chance, an junge Leute heranzukommen. „Wir wollen nicht nur die ersten 25 Jahre der UWT feiern, sondern auch die nächsten.“
Bei welcher Prozentzahl landet er, wenn am Abend des 25. Mai ausgezählt ist? „Wir haben einen Zweistufenplan. Als erstes wollen wir die absolute Mehrheit des Bürgermeisters verhindern, dann möchte ich vor Uwe Leuchtenberg in die Stichwahl kommen. Dann, glaube ich, wird es ziemlich eng werden.“ Seine Partei sieht er bei „20 Prozent plus“. Man wolle wieder dahin, wo der Bürger die UWT mal gesehen habe. „Schließlich sind wir das Original. Wir waren eine der ersten unabhängigen Wählergemeinschaften in NRW.“
Gibt es etwas, dass ihn im Vorfeld besonders geärgert hat? „Ja“, sagt Eberspächer. Da sei doch von den Grünen glatt ins Feld geführt worden, dass eine Stichwahl 15 000 Euro koste und er deshalb besser auf eine Kandidatur verzichtet hätte. „Das ist Demokratie nach Kassenlage.“
Angenommen, er wird gewählt. Womit beginnt er seine Arbeit als Bürgermeister? „Ich werde mich einschließen und den Haushalt auswendig lernen. Das dauert ein paar Tage, muss aber sein.“ Danach gelte es, die kritischen Punkte wie das Schwimmbad und die Stadtbücherei anzugehen. Nicht zuletzt werde es Zeit, Bürgerbefragungen einzuführen. Durchaus verbindlich. „Ne Menge Arbeit.“