Die Tönisvorster Hilfe braucht Hilfe

Am Sportplatz in St. Tönis soll ein zentraler Standort für Lagerung und Ausgabe der Lebensmittel entstehen. Für die Container-Lösung dort fehlen aber noch das Okay der Stadt — und 30 000 Euro.

Foto: Kurt Lübke

Tönisvorst. Wenn jeder Tönisvorster Bürger heute einen Euro spenden würde, wäre Jürgen Beyer eine große Sorge los. Und sein Verein, die Tönisvorster Hilfe (THV), dem Ziel, eine zentrale Lebensmittelausgabestelle für Bedürftige in der Stadt einzurichten, ein gutes Stück näher.

„30 000 Euro fehlen noch“, sagt Beyer, um den Gesamtkostenrahmen von 100 000 Euro zu erreichen. Sobald alle noch bestehenden baulichen und bürokratischen Hürden genommen sind, könnten mit dem Geld insgesamt neun Container finanziert und hinter der Sporthalle Rosenthal platziert werden — nutzbar als Vereinszentrale, Lager und Ausgabestelle für die Tönisvorster Hilfe zugleich.

Zwei der neun Container hat der Verein bereits. Gestern öffneten Beyer und Heinz Dahmen (72), der vor kurzem TVH-Mit-Initiator Reinhard Bismanns als zweiten Vorsitzenden abgelöst hat, am Übergangsstandort „Stock“ im Forstwald die Türen.

„Was Sie hier an Vorräten sehen, reicht für zwei, zweieinhalb Monate“, sagt Beyer und schaut zufrieden. Auf 70 laufenden Regalmetern lagern Tee, Würstchen, Nudeln, Schokolade, Marmelade. . . — haltbare Lebensmittel, die das frische Sortiment an den zwei Ausgabe-Tagen pro Monat ergänzen.

„Bisher hatten wir drei Lagerstätten“, sagt Beyer: Einen Container auf dem Firmengelände von Schunk in St. Tönis, eine Garage am Kirchplatz, wo ein kleiner Vorrat neben den Dienstfahrrädern der Kirche gehortet wurde, und einen Miniraum im Marienheim. Diese Standorte anzufahren und jeweils zu bestücken, habe Aufwand bedeutet. „Hier ist es nun sehr komfortabel“, freuen sich Beyer und Dahmen und danken der Zimmerei Nepsen für den Containerstandplatz und der Firma Schunk Container (Lenenweg) für die „großartige Sachspende“. Seit dem 11. Januar stehen die beiden weißen Container dort. 28 Quadratmeter Vorratsplatz. „Das neue Jahr hat für den Verein sehr gut begonnen“, sagt Beyer.

Die Idee, die mittlerweile konstant 200 Bedürftigen pro Ausgabetag — am Monatsende sogar mehr — von einem Standort aus zu versorgen, ist nicht neu. Die Umsetzung rückt näher. „Wir befinden uns in der letzten Runde mit der Stadt“, sagt Beyer, der weiter Geduld aufbringen will.

Ein Beweggrund ist eine neue Erkenntnis, die nach Beyers Meinung in der Politik viel zu wenig Berücksichtigung findet: „Die Altersarmut. Sie wächst. Das wird als Thema noch viel zu oft ausgespart.“

In den Jahren 2016/17 wurden von der Hilfe zu 70 Prozent Flüchtlinge mitversorgt. Mittlerweile hat sich die Verteilung auf 50/50 eingependelt. „Gerecht“, findet Beyer.

Genug zu tun für die Aktiven im Kreis der 121 Mitglieder. Jürgen Beyer beliebt ihr 1. Vorsitzender. Die langjährige Doppelspitze mit Bismanns ist nach dessen Rückzug als 2. Vorsitzender vorbei. Neuer zweiter Vorsitzender ist Heinz Dahmen, der vor vier Jahren von Krefeld nach St. Tönis gezogen ist und mittlerweile schon als Bürgerbusfahrer, Mitglied der Senioren-Union und nun Vizevorsitzender der Hilfe Fuß gefasst hat.

Dahmen begibt sich nun mit Beyer auf die Zielgerade — was die abschließenden Gespräche mit der Stadt und die Sammlung der 30 000 Spenden-Euro angeht. Sobald der Verein das erreicht hat, wird er sich wohl auch personell umschauen müssen. Vorsitzender Beyer: „Ich bin 77 Jahre alt. Mit 80 mache ich das nicht mehr.“