Willich „Dorf“ wartet auf die Flüchtlinge

Heute ziehen die ersten von maximal 280 Bewohnern in die Einrichtung an der Moltkestraße.

Foto: Kurt Lübke

Willich. Das Eingangstor zum Gelände an der Moltkestraße 25 steht weit offen. „Das wird auch so bleiben“, betont Willy Kerbusch, Erster Beigeordneter der Stadt. Denn eine geschlossene Einrichtung soll das Willicher Flüchtlingsdorf nicht werden. 280 Männer, Frauen und Kinder können hier Platz finden. Ab Mittwoch ziehen die ersten Bewohner von der Notunterkunft in der Niershalle hier ein.

Foto: Kurt Lübke

Die Leitung des Dorfes teilen sich drei Männer: Ulrich Blesin, ehemaliger Hauptmann bei der Bundeswehr, Rainer Hallmann, Leiter einer Willicher Sicherheitsfirma, und Karl-Heinz Penners, der früher bei der Stadtverwaltung beschäftigt war.

Foto: Kurt Lübke

Gleich am Eingang befindet sich ein kleiner Dorfplatz, daneben ein Leichtbauhaus, in dem ein Begegnungscafé eingerichtet wird. Die Einbauküche ist montiert. „Wir haben dem Café den Namen Oase gegeben“, berichtet Blesin. In dieser Oase sollen sich Flüchtlinge und Willicher in lockerer Atmosphäre treffen können. Der benachbarte Sportplatz steht ebenfalls allen Willichern und den Dorf-Bewohnern zur Nutzung offen.

Die vier mal sechs Meter großen Wohnhäuschen bieten Platz für je vier Personen. Tisch, vier Stühle, zwei Etagenbetten, LED-Lampen, Spinde, Radiatoren — die Einrichtung ist zweckmäßig. Trotz der zuletzt sehr heißen Tage ist es drinnen kühl. „Das liegt an der Sandwich-Isolierung. Die Leichtbauhäuser sind für den weltweiten Einsatz in Katastrophengebieten entwickelt“, berichtet Ingo Brust von der Firma MegaVillage. Das 2015 in Willich gegründete Unternehmen wickelt quasi vor der eigenen Haustür seinen ersten großen Auftrag ab. Der Kontakt zu Willy Kerbusch hatte sich eher zufällig ergeben.

Es gibt elf Aufenthaltsräume (54 Quadratmeter groß) und elf Küchen (35 Quadratmeter) mit je vier Kühlschränken, Kochherden und Spülen. 28 Personen teilen sich eine solche Küche. „Die Verpflegung in Flüchtlingsunterkünften ist oft ein Problem. Hier sollen sich die Bewohner selbst versorgen. Auch für die Sauberkeit im Wohnbereich sind sie selbst zuständig“, sagt Kerbusch.

Das gilt auch für das Außengelände. „Wir richten vorne am Eingangsgebäude eine Jobbörse ein, über die zum Beispiel das Unkrautjäten vergeben werden kann“, sagt Blesin. Im Rahmen von Ein-Euro-Arbeitsverhältnissen können sich die Flüchtlinge dadurch etwas Geld verdienen.

Das Dorf weist viele Besonderheiten auf: Auf dem Gelände gibt es eine Brachfläche, dort können Gemüse und Gewürze angebaut werden. Auf Wunsch der Anwohner wurde am Zaun ein Sichtschutz installiert. Für Raucher sind mehrere offene Pavillons installiert worden. Und überall stehen Blumenkübel, die dem Ganzen eine freundliche Atmosphäre verleihen.

Eine Bitte hat Karl-Heinz Penners an alle Hundebesitzer: „Es wäre schön, wenn der Grünstreifen am Zaun nicht mehr länger als Hundeklo genutzt würde.“