Fluglärm über Willich Stadtrat stemmt sich gegen Verlängerung der Landebahn
Willich · Erst gab es einen Vortrag des Düsseldorfer Flughafenchefs – und dann gab es eine Absage an Gladbacher Ausbaupläne.
In seiner Sitzung vor der Sommerpause hatte der Willicher Stadtrat auf Antrag der Grünen im Juli eine Resolution gegen den Fluglärm durch den Flughafen Düsseldorf verabschiedet. Schon damals regte die CDU an, zu diesem Thema einmal Flughafen-Chef Thomas Schnalke in den Rat einzuladen. Gesagt, getan: In der Ratssitzung am Donnerstag hielt Schnalke einen Vortrag über „seinen“ Airport, über den anschließend nicht nur Johannes Bäumges (CDU) sagte: „Dieser Aspekt war neu für uns.“
Mit 24,6 Millionen Passagieren im Jahr 2017 und einem Umsatz von 482,8 Millionen Euro ist Düsseldorf der drittgrößte Flughafen Deutschlands. 18 Millionen Menschen leben in seinem Umfeld, mehr als 21 000 arbeiten dort auch. 56 000 Jobs hängen insgesamt daran. 16 von den Top 50 deutschen Dax-Unternehmen haben ihren Sitz in der Nähe, aber auch 755 000 kleinere und mittelständische Firmen.
Der Flughafen ist ein Jobmotor – er sorgt aber auch für Belastungen durch den Lärm. So auch in Willich, denn über das Stadtgebiet gibt es An- und Abflüge. Nach den Erläuterungen Schnalkes könnten es auch mehr werden, denn die technisch mögliche Spitzenzahl von 60 Slots wird derzeit nicht erreicht: In Spitzenstunden sind es 47. Erreichbar sei diese Kapazitätserweiterung zum Beispiel durch die kurzfristige Nutzung beider Bahnen und den Bau zusätzlicher Abstellpositionen.
Die Grünen hatten seinerzeit im Stadtrat vorgeschlagen, höhere Entgelte für laute Flugzeuge und für solche, die sehr früh am Morgen und sehr spät am Abend unterwegs sind, von den Gesellschaften zu erheben. Wie Schnalke dazu verdeutlichte, mache man sich jetzt schon auf den Weg, die Entgeltordnung anzupassen – was für Johannes Bäumges neu war.
Der Flughafenchef sagte allerdings ganz klar nein zu der Idee, Flieger, die zum Beispiel nach 21 Uhr landen, dafür schon finanziell bluten zu lassen. Denn erlaubt ist dies in Düsseldorf bis 23 Uhr – sogenannte „Home-Base-Carrier“ wie die Lufthansa oder Eurowings dürfen sogar bis 24 Uhr runter kommen.
Schnalke räumte ein, dass die Zahl der Landungen nach 23 Uhr in diesem Jahr um rund 20 Prozent zugenommen habe. Was vor allem auf Verspätungen zurückzuführen sei. „Wir tun alles, um sie abzubauen“, versicherte er.
Auf Nachfrage von Robert Brintrup (CDU) erklärte Schanke, dass der Verkehrslandeplatz in Mönchengladbach als Verkehrsflughafen nicht geeignet sei. Eine Weiterentwicklung sei aber möglich.
Der „Show-Antrag“ der FDP
wurde sogar noch verschärft
Ein möglicher Ausbau dieses Verkehrslandesplatzes treibt den Willicher Stadtrat um. Die FDP hatte beantragt, sich nochmals dagegen zu positionieren. „Die Bevölkerung ist beunruhigt“, erklärte Fraktionschef Hans-Joachim Donath dazu.
Christian Pakusch (CDU) nannte dies einen „Show-Antrag“ und sprach an, dass sich der Rat schon vor vielen Jahren klar gegen einen Ausbau in Neuwerk gestellt habe. Und er erinnerte außerdem an die laufenden Verhandlungen über eine Verlängerung der Regiobahn, für die man auf die Gladbacher Seite angewiesen ist.
Das sahen die Sprecher der Fraktionen von SPD, Grünen und „Für Willich“ zwar ähnlich. Doch sie ließen gleichzeitig erkennen, dass man sich mit einem Kompromiss anfreunden könnte. Tatsächlich sprach sich der Rat am Ende „weiterhin“ gegen eine Verlängerung der Start- und Landebahn aus.
Ausgerechnet die CDU sorgte zuvor für eine Verschärfung der Formulierung: Auf Anregung von Johannes Bäumges wurde ein Passus in den Beschluss aufgenommen, worin rechtliche Maßnahmen für den Fall angekündigt werden, dass Gladbach tatsächlich eine Verlängerung anpacken will. Doch auch zu Gesprächen über eine mögliche Weiterentwicklung stehe man zur Verfügung, heißt es im Beschluss.
Bürgermeister Josef Heyes war am Ende der einzige, der sich gegen diesen Vorschlag „seiner“ CDU stemmte: „Das könnte in Mönchengladbach sauer aufstoßen.“ Durchsetzen konnte er sich aber nicht. Bei der Abstimmung gab es zudem eine Enthaltung durch Robert Brintrup.