St. Tönis Ein Abschied mit der Drogen-Omi
„Paulette“ — so hieß das letzte Stück der Abospielzeit des Tönisvorster Stadtkulturbundes.
St. Tönis. Im ausverkauften Forum Corneliusfeld war die Unruhe und Vorfreude auf das Stück greifbar, als Peter Siegel (Vorsitzender des Stadtkulturbundes Tönisvorst) mit dem Mikrofon in der Hand vor das Publikum trat. Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill im Raum.
„Paulette“ war das letzte Stück der Abospielzeit 2016/2017 — und somit war diese Begrüßung am Samstag auch gleichzeitig ein Abschied. Auch Bürgermeister Thomas Goßen kam kurz zu Wort. Er bedankte sich bei allen Ehrenamtlern des Stadtkulturbundes Tönisvorst, ohne die Stücke wie „Paulette“ nicht in Tönisvorst zu sehen wären. „Es ist viel Arbeit. Dafür haben Sie sich alle einen Applaus verdient“, sagte Goßen, bevor er dankbar verkündete, dass die gewöhnliche Oma herzlicher sei, als die Dame, die gleich die Bühne betrete.
Das Publikum wurde in die eingeengte Welt der Paulette gestürzt, die von einer Minirente in einem kleinen Container wohnt. Verbittert erklärt sie Vater Baptiste, dass sie zum wiederholten Male gesündigt habe. Vater Baptiste hat dafür nur ein genervtes Schnauben übrig und lässt die ersten weisen Worte des Stückes hören: „Hass und Zorn sind schlechte Ratgeber.“
So klein wie Paulettes geistige Welt hält sich in diesem Teil des Stückes auch das Bühnenbild. Der kleine Wohncontainer, in dem sich ein großer Teil der Geschichte abspielt, ist zu drei Seiten zu und symbolisiert somit auch Paulettes Weltbild. Wenn es nach Paulette geht, dann würden keine „Kanaken“ in ihrem schönen Frankreich leben und den Weißen ihre Jobs wegnehmen.
Nach und nach aber öffnet sich Paulettes Blick auf die Welt. Das Bühnenbild ändert sich. Die Farben werden leuchtender. Die kleinen Container auf der Bühne des Forums öffnen sich, bis nur noch je eine Wand steht.
Diana Körner spielt in dieser Produktion von a.gon Theater GmbH München die Rolle der Paulette. Sie lässt das Publikum an der Reise der Drogen-Omi teilhaben und bringt die Höhen und Tiefen in der Geschichte komödiantisch rüber. Wer glaubt schon, dass eine alte Dame mit Drogen dealt?
Nebenbei verteilt sie als Paulette rechts und links Seitenhiebe. Sie ignoriert ihren Schwiegersohn zu Beginn fast komplett, nur weil er schwarz ist. Dieser Schwiegersohn wird von Hans-Jürgen Helsig verkörpert. Auch Vater Baptiste wird von ihm herrlich überspitzt gespielt.
Mit „Paulette“, soviel steht fest, hat der Stadtkulturbund einen knalligen und amüsanten Abschluss seiner Abospielzeit geboten.