Tönisvorst Auf ein Süppchen bei Birgit Koenen

Als einzige Nicht-Krefelderin tritt die Politikerin aus St. Tönis in ihrem Wahlkreis an.

Foto: Jochmann

St. Tönis. Der Weg durch die St. Töniser Siedlung mit den hübschen Einfamilienhäusern hin zur FDP-Landtagskandidatin Birgit Koenen ist nicht so leicht zu finden. Sind jedoch alle kleinen Straßen passiert, steht der Besucher eindeutig am richtigen Haus. Denn das Garagentor ziert das Wahlplakat der Liberalen und das des Bundesvorsitzenden. Während Christian Lindner im Profil zu sehen ist, sieht Koenen den Betrachter an: offen, fröhlich, geradeaus. So ist sie auch.

Die WZ war so frei und hat sich bei der einzigen Tönisvorster Landtagskandidatin für den gemeinsamen Wahlbezirk Krefeld und Tönsivorst zum Essen (und Kochen) eingeladen. Das Kochen in der hellen, offenen Küche geht ihr leicht von der Hand, zumal sie das „Nationalgericht“ der Familie zubereitet: Rindfleischsuppe. „Sie darf weder Weihnachten noch Ostern fehlen, bei keiner Familienfeier und soll am liebsten an jedem Sonntag auf den Tisch“, erzählt sie und lacht, während sie Wasser aufsetzt. „Das Rezept habe ich von der Schwiegermutter.“

Dann lässt sie die Fleischstücke ins Wasser gleiten. „Ich nehme immer Beinscheibe, Markknochen, Brustfleisch und das Schildstück zum Aufschneiden dazu.“ Es kommt grob geschnittenes Gemüse hinzu, das sie später wieder herausnimmt. „In die Brühe kommen danach in Butter gedünstete Möhren, Sellerie, Porree und Zwiebeln. Was fürs Auge“, findet sie. „Nudeln und Markklößchen lassen die Suppe gehaltvoller werden.“ Abnehmer für das Gericht hat sie genug. Da ist zuerst ihr Lebensgefährte Werner Kau und dann die direkte Nachbarschaft. Denn mit den beiden Schwestern und deren Familien lebt sie Garten an Garten, ohne Zaun, mit Durchgang für gegenseitige Besuche.

Der Garten der Politikerin ist ein Hingucker. Der gleichmäßige Rasen zeigt kein Unkraut, der Buchs ist kugelrund und die Kamelie steht in voller roter Blüte. „Er ist mein Hobby, seitdem ich pensioniert bin“, berichtet die 66-Jährige. Die frühere Sparkassenfachwirtin war beruflich viele Jahre am Ostwall und in einigen weiteren Filialen tätig.

„Eigentlich müsste ich jetzt das Unkraut auf den Wegen zupfen“, überlegt sie. Doch es ist Wahlkampf und die Zeit knapp. Bei der Landtagswahl treten die Liberalen in Krefeld und Tönisvorst mit ihr an. Koenen wurde bei nur einer Enthaltung als Kandidatin für den neu gebildeten Wahlkreis 47 gewählt. „Ich bin die einzige ,Ausländerin‘ unter den Krefelder Kandidaten“, erklärt sie mit einem Lächeln. Doch sie kennt Krefeld gut, hat lange dort gewohnt und lebt ja auch jetzt nah an der Ortsgrenze.

„Ich habe die Grundschule an der Bismarckstraße besucht, dann die Handelsschule am Nordwall.“ Erst als der Vater ein großes Grundstück in Tönisvorst kaufte, zogen die drei Töchter nach und nach dorthin. „Hier habe ich die Familie auf einem Flecken. Die Freunde sind in Krefeld.“

Über ein Landtagsmandat macht sie sich keine Illusionen. „Ich stehe auf Platz 42 der Reserveliste. Man kämpft für die Partei und deren Ziele, und nicht, um einen aussichtsreichen Listenplatz zu haben.“ Die Schulpolitik liegt der Liberalen am Herzen: „Wir sind für ein vielfältiges Schulsystem. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat ein Recht auf bestmögliche individuelle Förderung. Ich bin auch für den Erhalt der Förderschulen, da andere Schulen weder Personal noch Ausstattung für eine individuelle Fürsorge haben.“

Zurück zum Herd. Da das Fleisch in der Suppe zwei Stunden sanft köcheln muss, bis es gar ist, hat Birgit Koenen am Abend bereits vorgekocht und bittet zu Tisch. Die Suppe ist so lecker, die wird nachgekocht.