Erste Apfelkönigin bleibt der Heimat treu
Annica Schüller war die Erste, die den Titel 2013 trug. Heute wohnt sie mit ihrem Mann in einem Haus auf den Feldern von St. Tönis. Noch immer ist sie sportbegeistert und engagiert sich beim Apfelblütenlauf.
Tönisvorst. Sie ist in St. Tönis geboren, wuchs bis zu ihrem 23. Lebensjahr in Vorst auf und wohnt jetzt in St. Tönis — oder vielmehr bei St. Tönis mitten in den Feldern. „Ich war schon immer heimatverbundener als andere“, sagt Annica Schüller und unterstreicht das mit der Tatsache, dass sie auch während ihres Studiums in Tönisvorst blieb. Hier ist alles vertraut, sie fühlt sich zu Hause, hat ein Gefühl von Geborgenheit und Aufgehobensein.
Während ihre Mitschüler zum Studieren umzogen und so aus der Heimat gerissen wurden, pendelte Annica Schüller jeden Tag vier Stunden nach Wuppertal — zwei Stunden hin, zwei zurück. An der Bergischen Universität studierte sie Sportwissenschaften und Germanistik. Nach Wuppertal zog sie nichts, auch wenn sie das Pendeln „unglaublich genervt“ hat. Sie blieb in Tönisvorst, wo ihre Freunde und Familie leben — und heiratete einen St. Töniser. Ihr Mann Gregor arbeitet in Krefeld-Linn, sie ist heute bei der Dekra für das betriebliche Gesundheitsmanagement zuständig: Sie geht in die Betriebe und berät die Mitarbeiter in Körperhaltung, Bewegung, Fitness und gesundem Essen. Der Schreibtisch der ersten Tönisvorster Apfelkönigin steht in Mönchengladbach. Und so ist der Wohnsitz St. Tönis wunderbar in der Mitte zwischen Linn und Gladbach gelegen.
Seit zwei Jahren leben die Schüllers jetzt in ihrem Haus, draußen mit ein paar weiteren Häusern abgelegen auf den Feldern vor St. Tönis. Aus den großen Fenstern zu Terrasse und Garten kann man gut über die Felder schauen. Annica Schüller braucht „viel Luft“, will aber auch nicht völlig isoliert sein. Sie freut sich, wenn sich mal ein Reh nähert oder ein Fasan durch den Garten stolziert.
An einem Baum im hinteren Garten hängt eine breite Schaukel, breit genug für sie und ihn. Ideal geeignet, um abzuschalten und zu entspannen, entweder mit Blick in die Landschaft oder mit Blick aufs Haus, um die nächsten Renovierungsschritte zu überlegen. Auch wenn jetzt alles eher winterlich erscheint, schwärmt Annica Schüller vom Getreidefeld vor dem Garten. Wenn der Wind in das volle Korn fährt und die Halme zum Tanzen bringt, ist sie glücklich.
Mit viel Dank und Zufriedenheit denkt sie auch zurück an ihre Zeit als Apfelkönigin. Von 2013 bis 2015 war sie die Erste in diesem Amt, zwei weitere junge Frauen sind ihr seither nachgefolgt. Mit viel Sympathie erinnert sie sich an ihre Mentorin Catharina Perchthaler, Pressesprecherin der Stadt Tönisvorst. „Wir waren ein unheimlich gutes Team“, schwärmt Annica Schüller und ist froh, dass man sich heute noch privat gut verstehe.
Annica Schüller über den von ihr mitinitiierten Apfelblütenlauf
Die beiden waren offen für alles Mögliche. Und weil Annica — damals noch Lambertz — so sportbegeistert war, erinnerte sich Perchthaler an das Obstblütenwalking des TV Vorst, das Annica nicht mehr auf dem Schirm hatte. Schnell war ein Kontakt geknüpft, aber der Bewegungsgedanke des Turnvereins war der Apfelkönigin zu wenig. Es sollte ein bisschen sportlicher werden — und so entstand die Idee zum Apfelblütenlauf. Dieses Sport-Event, durch Sponsoren groß geworden, wächst von Jahr zu Jahr. Dass so viele „auf mein Pferdchen“ gesetzt haben, darauf ist Annica Schüller „ein bisschen stolz“. Darf sie auch sein.
Beim ersten Mal war alles noch ganz inoffiziell, mit Startpunkt Rudi-Demers-Halle. Dass damals 300 Leute kamen, hat sie bereits wahnsinnig gefreut. Beim zweiten Mal wurde alles professionalisiert, weitere Veranstalter kamen hinzu. Als sportliche Leiterin ist sie heute immer noch für den Apfelblütenlauf da. Sie kümmert sich um die offizielle Streckenvermessung. Mit dem Team und vielen Helfern, Freiwilligen aus den Vereinen, behält das Apfelblütenfest aber seinen familiären Charakter. Und alle freuen sich, dass es ihr schwer fallen würde, „mein Baby“ ganz aus der Hand zu geben.
Beim Lauf im Vorjahr kam noch eine neue Erfahrung hinzu: auf der Bühne zu stehen und zusammen mit Dieter Könnes zu moderieren. Der WDR-Moderator sei ja ein Name, den man kennt. Sie hätten sich auf Anhieb gut verstanden, und alles habe gut geklappt. Der einzige Nachteil bei der Moderation sei gewesen, dass sie nicht mitlaufen konnte. Als Läufer „juckt es einen schon in den Füßen“, sagt Annica Schüller.
Das macht sie natürlich sonst immer ausgiebig. Zum Laufen braucht sie nur aus der Tür ihres Hauses zu treten. Sie findet es schön, zum Laufen nicht erst mit dem Auto irgendwohin fahren zu müssen. Das Auto braucht sie allerdings, um ihre jüngere Schwester zu besuchen, die nach Bayern gezogen ist. Weil die Eltern die Berge lieben, wurde Inzell in Bayern schon zu Kinderzeiten zu einer zweiten Heimat.
Und Vorst und St. Tönis? Annica Schüller kennt beide Ortsteile. Als Vorsterin besuchte sie eine St. Töniser Schule. Durch „das Duell“ der Ortsteile wurde sie eine Leidgeplagte. In St. Tönis galten die Vorster immer als Hinterwäldler, was Heranwachsende natürlich nicht sein wollen. Und als Jugendliche leidet man unter den eingeschränkten Busverbindungen. Dennoch blieb sie ihrer Heimatstadt immer treu. hb