Es ist Ramadan: Ümmihan betet und fastet
Die Johannesschülerin (16) verzichtet bis August tagsüber auf Speisen und Getränke und vermeidet körperliche Anstrengungen.
Anrath. Den Auftakt zum Fastenmonat Ramadan hat Ümmihan Kösele verschlafen. „Meine Mutter hat vergessen mich zu wecken“, sagt sie und lässt den Worten ein Lächeln folgen. So wurde es am Dienstag nichts aus dem Frühstück vor Sonnenaufgang und dem Schwur mit geöffneten Händen vor Gott, alles dafür zu tun, um das Fasten an diesem Tag nicht zu brechen.
Ge- und Verbote im Monat Ramadan werden aber ab sofort den Tagesablauf der 16-jährigen Johannesschülerin bestimmen. „Ich bin Muslimin, und das Fasten ist eine Verpflichtung, wenn man Respekt der eigenen Religion gegenüber hat.“ Zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang isst und trinkt Ümmihan nichts. Das Frühstück nimmt sie gegen 3 Uhr nachts ein, wenn es draußen noch dunkel ist.
„Reis esse ich dann oft, weil es sättigt.“ Nach dem Essen trinke sie noch einige Gläser Wasser, „um dann Ruhe zu haben“. So lasse sich die lange Zeit, in der sie nichts zu sich nehmen dürfe, gut verbringen. „Das ist nicht schwer“, sagt sie und nimmt die Entbehrung leicht. Erfahrung hat sie bereits. „Seit meinem zwölften oder dreizehnten Lebensjahr faste ich mit“.
In der großen Pause ihre Mitschüler mit Butterbrot oder Getränk bei dieser Sommerhitze zu sehen, mache ihr nichts aus, sagt Ümmihan. „Eben haben mir meine Freundinnen noch Essen unter die Nase gehalten“, sagt sie und lacht gelassen, obwohl „die ersten beiden Tage die schwierigsten sind“. Schwimmen gehen darf Ümmihan auch bei 30 Grad im Schatten nicht, „weil kein Wasser durch die Ohren und die Nase in den Körper kommen darf“. Sie hat die Disziplin.
Ohne Gebete sei das Fasten nicht vollkommen, sagt Ümmihan. Fünf Mal am Tag betet sie. „In der Schule tue ich das nicht, aber wenn ich nach Hause komme.“ Meistens bete sie allein, sonst gemeinsam mit der Familie.
Über Tag vermeidet Ümmihan körperliche Anstrengung, schläft ein, zwei Stunden mittags, denn die Nächte im Ramadan 2013 sind kurz. „Abends essen wir erst nach 22 Uhr, wenn es wieder dunkel ist.“ Von da an sind es nur noch fünf Stunden bis zum Frühstück. Die Frauen bereiten die Speisen zu, die Männer bereiten die Tische vor. Abends kommt die Familie zum Dankgebet zusammen und speist gemeinsam.
In gut zwei Wochen unterbricht Familie Kösele das Fasten. Denn dann geht es auf Reisen. „In dieser Zeit muss gegessen werden. Das wäre sonst zu kräftezehrend und gefährlich.“
Die Anzahl der Tage, an denen sie nicht fasten kann, schreibt Ümmihan sich auf. „Die hole ich nach. Egal, wann. Das geht auch im Winter.“