Besucheransturm Festspiele: „Das war spitze!“
Die Bilanz der Spielzeit 2015 fällt sehr gut aus. Mehr als 21 000 Besucher kamen.
Neersen. Warteschlangen an den Kassen: Eine bessere Reklame kann es für ein Theater kaum geben. In diesem Sommer gab es dieses Phänomen bei den Schlossfestspielen in Neersen ziemlich häufig. Vor allem die Abendstücke liefen so gut, dass teilweise schon „der Schwarzmarkt blühte“, wie Intendant Jan Bodinus gestern bei der Abschluss-Pressekonferenz seiner ersten Spielzeit verriet. „Ich reise glücklich ab — und komme im nächsten Jahr glücklich wieder“, lautete seine zufriedene Bilanz.
21 484 Besucher kamen zu den Aufführungen, was einer Tribünen-Auslastung von 83,12 Prozent entspricht. So gute Zahlen konnten in Neersen schon seit 2009 nicht mehr präsentiert werden (siehe Kasten). Und es kommt noch besser: Da beide Abendstücke eine Auslastung von mehr als 90 (!) Prozent hatten, die Tickets dort aber teurer sind als beim Kinderstück, konnten mehr als 317 000 Euro eingenommen werden. „Das ist absolute Spitze“, erklärte Geschäftsführerin Doris Thiel. Die endgültige Bilanz wird Ende September vorliegen.
Tolles Wetter, hohe künstlerische Qualität, Vielfalt im Angebot — all dies hatte laut Sabine Mroch, Vorsitzende des Festspielvereins, zum Erfolg beigetragen. Auch der Schachzug von Jan Bodinus, mit Michael Schanze erstmals in der Festspiele-Geschichte einen bundesweit bekannten Star nach Neersen geholt zu haben, machte sich bezahlt.
Schon jetzt kündigte der Intendant an, auf diesem erfolgreichen Weg weiterzugehen: Ein oder mehrere „Stars“ soll es auch in Zukunft geben. Mehr wollte der „Mann mit dem Hut“ (Bodinus über sich selbst) noch nicht verraten. Klar ist aber schon: Michael Schanze kommt im nächsten Jahr nicht — auch wenn er sich „superwohl“ gefühlt habe und sich durchaus vorstellen könne, in Neersen wieder aufzutreten. „Vielleicht in zwei Jahren“, so Bodinus.
Nicht nur Schanze sorgte für volle Kassen: „Pension Schöller“ lief genauso gut — und hatte mit Jan-Christof Kick und Gideon Rapp zwei wunderbare Hauptdarsteller. Sie konnten völlig vergessen machen, dass nach dem Ausfall von R.A. Güther einige Rollen-Umbesetzungen notwendig geworden waren.
„Pension Schöller“ war noch aus einem anderen Grund bemerkenswert: 14 Schauspieler standen dabei auf der Bühne — und damit fast das gesamte Ensemble. Das sorgte noch einmal für ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. „Jeder würde sich freuen, wieder hierher kommen zu dürfen“, verriet Schauspielerin und Regieassistentin Nina Damaschke. Auf zwei bekannte Gesichter werden die Zuschauer 2016 allerdings verzichten müssen: Claudia Dölker und Hartmut Scheyhing mussten für den nächsten Festspielsommer absagen, da sie ein anderes Engagement haben.
Apropos 2016: Im Oktober will Jan Bodinus das Programm für die nächste Spielzeit bekannt geben. Schon gestern verriet er, dass die Jungen Schlossfestspiele noch einmal ausgeweitet werden sollen. Auch will er die Neersener Freilichtbühne über die Region hinaus weiter bekannt machen. Die Verpflichtung Michael Schanzes, über die gleich mehrfach im Fernsehen und in überregionalen Hochglanz-Magazinen berichtet wurde, hat dafür den Weg aufgezeigt. Warteschlangen an den Kassen soll es nämlich auch nächstes Jahr wieder geben — trotz Konkurrenz durch die Fußball-EM.